Mannheim/Berlin. Obst und Gemüse ist gesund. Doch viele Kinder greifen ungern zu. Forscher haben jetzt eine Methode ermittelt, was Eltern machen können.

Kinder essen mehr Obst und Gemüse, wenn sich die Familien mehr Zeit für ihre Mahlzeiten nehmen. Das ist Ergebnis einer neuen Studie der Universität Mannheim und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Jama Network Open“ veröffentlicht.

Experimente unter der Leitung von Gesundheitspsychologin Prof. Jutta Mata zeigten der Studie zufolge, dass Kinder etwa 100 Gramm mehr Obst und Gemüse aßen, wenn sie durchschnittlich nur zehn Minuten länger am Tisch saßen als sonst – also insgesamt 30 Minuten. 100 Gramm Obst und Gemüse entsprechen etwa einer der fünf empfohlenen täglichen Portionen Obst und Gemüse.

Psychologin: Es ist wichtig, dass Obst und Gemüse auf dem Tisch stehen

„Diese Erkenntnis hat praktische Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, da eine zusätzliche Portion Obst und Gemüse täglich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um sechs bis sieben Prozent verringert“, erklärt Jutta Mata laut Mitteilung ihrer Universität. „Für einen solchen Effekt muss natürlich genügend Obst und Gemüse auf dem Tisch vorhanden sein – am liebsten mundgerecht“, fügt die Psychologin hinzu.
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50 Eltern und 50 Kinder nahmen an der experimentellen Studie teil. Das Durchschnittsalter der Kinder lag bei acht und das der Eltern bei 43 Jahren. Es beteiligten sich gleich viele Jungen und Mädchen.

Den Teilnehmenden wurde ein typisch deutsches Abendbrot serviert: Brot, Aufschnitt und Käse sowie mundgerechte Obst- und Gemüsestücke. „Die Dauer der Mahlzeit ist eine der zentralen Komponenten der Familienmahlzeit, die Eltern variieren können, um die Ernährungsgesundheit ihrer Kinder zu steigern“, sagt Prof. Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Mehr Zeit am Tisch führt nicht zu vermehrtem Verzehr von Nachtischen

Auf diesen Zusammenhang hatte bereits eine Metaanalyse hingewiesen, die Studien zusammenfasste, die qualitative Komponenten von gesunden Familienmahlzeiten untersuchten. „Jetzt konnten wir diesen Zusammenhang in dieser experimentellen Studie eindeutig nachweisen,“ so Hertwig weiter.
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Die Studie belegt den Angaben zufolge zudem, dass längere Familienmahlzeiten nicht dazu führten, dass Kinder auch mehr zu Brot oder Aufschnitt griffen, sie nahmen auch nicht mehr Dessert. Die Forschenden vermuten, dass das in mundgerechte Stücke geschnittene Obst und Gemüse bequemer zu essen und daher verlockender war.