Zwickau. Nach langer Verzögerung soll der Bau der JVA in Zwickau im Sommer beginnen.Von den geplanten 820 Plätzen für Männer sind 450 Sachsen vorbehalten, 370 Thüringen.

Im Sommer sollen die mehrfach verzögerten Bauarbeiten für die neue Haftanstalt von Sachsen und Thüringen in beginnen. Das Zwei-Länder-Gefängnis in Zwickau-Marienthal soll Ende 2023 fertig sein und im ersten Quartal 2024 in Betrieb genommen werden, wie das sächsische Finanzministerium am Dienstag mitteilte. Beide Länder waren zu Beginn der Planungen ursprünglich von einem Starttermin 2019 ausgegangen.

Baumaschinen stehen an der geplanten Justizvollzugsanstalt von Sachsen und Thüringen. Foto: Sebastian Willnow/dpa
Baumaschinen stehen an der geplanten Justizvollzugsanstalt von Sachsen und Thüringen. Foto: Sebastian Willnow/dpa © zgt

Zunächst soll nun nach Angaben des Ministeriums ab diesem Sommer eine 1,35 Kilometer lange und 6 Meter hohe Mauer um das Gelände errichtet werden, hieß es vom Ministerium. Sie bestehe aus mehr als 400 Stahlbetonteilen, von denen jedes rund 16 Tonnen wiege und einzeln per Lkw angeliefert werde. Anfang 2020 soll die Mauer fertig sein und das Anstaltsgelände von knapp zehn Hektar einfassen.

Ursprünglich sollten die Arbeiten für den JVA-Neubau am Standort eines ehemaligen Bahn-Ausbesserungswerks bereits Ende 2017 beginnen. Doch bis zu fünf Meter tiefe Fundamente der alten Bahngebäude verzögerten den Abriss um Monate. Kurz drohte das Projekt ganz zu scheitern. Im vergangenen Frühjahr fand sich dann kein passender Generalunternehmer, wodurch der Baubeginn erneut verschoben werden musste.

Noch in diesem Jahr sollen Baugruben ausgehoben werden

Nun stünden jedoch weitere Vergabeverfahren kurz vor dem Abschluss, hieß es vom Ministerium. Noch in diesem Jahr sollen Baugruben ausgehoben und mit dem Spezialtiefbau begonnen werden. Zudem werde ein Regenwasserrückhaltebecken außerhalb des Geländes gebaut. Derzeit werde die Ausführungsplanung für den Bau der Gesamtanlage erstellt und erste Vergaben zu Beginn des nächsten Jahres vorbereitet.

Der Kostenrahmen für das gemeinsame Projekt, mit dem beide Länder eigentlich Geld im Justizvollzug einsparen wollten, ist von 150 auf 174 Millionen Euro gestiegen. Für Bauausführung und Planung wurden demnach bislang 39,5 Millionen Euro ausgegeben - der Großteil davon für die Freimachung des Baufelds und vorgezogene Leistungen, etwa den Bau von Hauptversorgungsleitungen oder einer Zufahrtsstraße.

Von den insgesamt 820 Plätzen für Männer mit Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren sind 450 Sachsen vorbehalten, 370 Thüringen. Das Thüringer Justizministerium prüft derzeit, wie es die zeitliche Verzögerung ausgleichen kann. Ein Ergebnis liegt nach Angaben eines Sprechers in Erfurt bislang aber nicht vor.

In Thüringen gibt es vier Haftanstalten und ein Jugendgefängnis mit insgesamt 1850 Haftplätzen, von denen derzeit rund 1500 belegt sind. Sachsen verfügt über zehn Gefängnisse mit einem Jugendstrafvollzug und knapp 3900 Haftplätzen. Dort sitzen momentan rund 3450 Menschen hinter Gittern.

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