Erfurt. Weil sich ein Autofahrer nach einem tödlichen Zusammenstoß mit einem Radfahrer vom Unfallort entfernt hat, ohne zu helfen, muss er wegen versuchten Mordes durch Unterlassen für mehrere Jahre ins Gefängnis.
Als Richter Markus von Hagen das Urteil verkündet, kann man im Schwurgerichtssaal des Erfurter Landgerichts eine Stecknadel fallen hören. Fünf Jahre und neun Monate soll Felix K. ins Gefängnis. Zu dieser Entscheidung kommt die Kammer nach einer umfangreichen Beweisaufnahme.
K. ist angeklagt, weil er im Juni 2017 einen Radfahrer angefahren und dann verletzt liegen gelassen haben soll. Fahrlässige Tötung und Fahren ohne Führerschein werden ihm deshalb vorgeworfen.
Weil er sich dann unerlaubt vom Unfallort entfernt, sieht er sich auch dem Vorwurf des versuchten Mordes ausgesetzt – durch Unterlassen. K. hätte, darauf weist der Richter im Urteil hin, helfen müssen.
Er tat es nicht und setzte seine Fahrt fort. Bremsspuren wurden am Unfallort 60 Meter vor dem Ortsausgang Buttstädt nicht gefunden.
Negativ bewertet die Kammer das Verhalten des Angeklagten, der zum Tatzeitpunkt 22 Jahre alt und einschlägig wegen Verkehrsdelikten vorbestraft war. Darunter befindet sich eine Verkehrsunfallflucht sowie eine Trunkenheitsfahrt (1,77 Promille).
Ob der Angeklagte in Revision geht, ist nach Angaben seines Verteidigers Tim Frühauf noch nicht entschieden.
Das Gericht ist mit dem Strafmaß deutlich über die Forderung von Oberstaatsanwalt Stephan Willrich hinaus gegangen. Der hatte drei Jahre und neun Monate Haft gefordert.
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Fabian Klaus