Erfurt/Jena. Vom 8. bis 10. Mai findet wieder die „Stunde der Gartenvögel“ statt

Wenn am Freitag die „Stunde der Gartenvögel“ startet, dann liegt ein besonderes Augenmerk der traditionellen Zählung auf den Blaumeisen. Denn seit Wochen leidet Cyanistes caeruleus unter einer tödlichen Seuche. Über die Internetseite des Naturschutzbundes Thüringen (Nabu) wurden allein in den letzten Wochen über 800 verendete oder kranke Tiere gemeldet – bundesweit sind es bereits über 30.000“, erklärt Nabu-Vogelexperte Klaus Lieder.

Verantwortlich für den Massenexodus ist das Bakterium Suttonella ornithocola. Den Beobachtungen zufolge werden geschwächte Meisen sehr häufig in Gärten und an Futterstellen entdeckt. Sie haben verklebte Augen und ein struppiges Gefieder, nehmen keine Nahrung mehr zu sich und scheinen unter Atemnot zu leiden. Der Erreger ist laut Nabu für Menschen und Haustiere ungefährlich.

Wie sich die Seuche langfristig auf den Meisen-Bestand auswirkt, kann bislang nur spekuliert werden. „Im besten Fall können die überlebenden Meisen in diesem Jahr besonders erfolgreich brüten, da sie weniger Konkurrenz haben als normalerweise – im schlechtesten Fall könnte mit der Krankheit ein andauernder Abwärtstrend des Blaumeisenbestands beginnen“, erklärt Lieder weiter.

Erste Hinweise auf die Entwicklung könnte die mittlerweile 16. „Stunde der Gartenvögel“ bringen. Vom 8. bis 10. Mai sind alle Hobby-Ornithologen in Thüringen aufgerufen, eine Stunde lang die heimische Vogelwelt zu beobachten, die verschiedenen Arten zu zählen – und natürlich zu melden.

Von einem ruhigen Plätzchen im Garten, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Spezies die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen können dann via Internet Post oder Telefon an den Nabu gemeldet werden, der die Zahlen deutschlandweit zusammenträgt.

Die Lungenkrankheit, die den gefiederten Gefährten so zu schaffen macht, wird übrigens dort übertragen, wo sich viele Vögel gleichzeitig aufhalten. Experten raten daher, Futter- und Badestellen sowie Tränken abzubauen, sobald man im Garten kranke oder tote Blaumeisen entdeckt.