Erfurt/Gera. Wie das Kindermedien-Festival Goldener Spatz in diesem Jahr über die Bühne gehen wird, steht aktuell noch nicht fest. Auch sonst sieht Festivalchefin Nicola Jones die Branche vor einigen Unwägbarkeiten.

Wird es unsere Spielstätten nach dem Lockdown noch geben? Die Frage, wie Kinos es durch die Corona-Pandemie schaffen, beschäftigt Nicola Jones sehr. Immerhin ist jedes Jahr der Goldene Spatz in Lichtspielhäusern in Erfurt und Gera zu Hause. Und für viele Beiträge des Kindermedien-Festivals, das Jones leitet, sind Kinos nun mal der beste Ort, um sie zu sehen. «Wir wollen auch weiterhin das Kino feiern», betont Jones.

Zwar könne vieles online stattfinden. Das habe schon das Festival im vergangenen Jahr gezeigt, bei dem einiges in Netz verlagert worden war und Besucher die Kinositze nur mit Abstand nutzten durften. «Aber das Erlebnis vor Ort ist sehr schwer zu reproduzieren - das Festival lebt von Begegnungen und Vernetzungsmöglichkeiten der Macher.»

Jones hofft, dass die aktuellen Corona-Maßnahmen Wirkung zeigen, sodass vom 6. bis zum 12. Juni das Festival ohne allzu große Einschränkungen stattfinden kann. «Aber wir gehen nicht davon aus, dass komplette Normalität einkehrt, wir werden auch hier wieder hybrid denken.» Gerade im erst wenige Jahre jungen Wettbewerb Digital, in dem es um Apps, Spiele oder auch speziell für Social-Media-Plattformen produzierte Geschichten für Kinder geht, sei es vertretbar, Teile im Internet stattfinden zu lassen.

Schwierig sind nach Jones' Ansicht auch die Planungen für neue Film- und Fernsehproduktionen aktuell. Sender konnten zwar ihre Produktionen auf Drehbedingungen unter Corona umstellen. Doch gerade internationale Projekte stünden etwa vor der Frage, ob sie überhaupt wie geplant zu Ende geführt werden können.

Verunsicherung herrsche in der Branche auch mit Blick auf Finanzierung. Aktuell gebe es zwar noch Filmförderung etwa von den Ländern, aber die Frage stelle sich, welche Gelder es etwa für die Drehbuchentwicklung in Zukunft geben werde. Auswirkungen von der durch die Pandemie verknappten Kassen werde wohl auch die Branche zu spüren bekommen, so Jones.

Der Goldene Spatz gilt als größtes deutschsprachiges Festival seiner Art. Zu den Besonderheiten zählt, dass eine Kinderjury die Wettbewerbssieger bestimmt. Aber auch für Fachwelt gilt der «Spatz» als wichtiger Branchentreff.

Für die diesjährige Auflage habe es mehr als 150 Einreichungen für die Kategorie Kino und TV gegeben, sagt Jones. Inhaltlich spiele die Pandemie zumindest in den Spielfilm-Beiträgen keine Rolle. Die Stoffe mussten vor Corona entwickelt werden. Bei den Kurzfilmen, Dokumentationen, Informationsfilmen aber werde das Virus sehr wohl aufgegriffen.

«Erfreulich viele Originalstoffe, die nicht auf Vorlagen beruhen, sind dabei», so Jones. Aber auch Märchen- und Literaturverfilmungen. Die Themen seien vielseitig, mal gehe es um Generationskonflikte, das Erwachsenwerden, die erste Liebe, Abenteuer und Detektivgeschichten. «Es gibt was zum Gruseln, Roadmovies und es sind auch mehr Animationsfilme dabei», so Jones.

Das Coronavirus spiele zumindest in den Spielfilm-Beiträgen inhaltlich keine Rolle. Die Stoffe wurden vor der Pandemie entwickelt. Bei den Dokumentationen, Kurz- und Informationsfilmen aber werde das Virus aufgegriffen. «Da werden viele Informationen über Corona für Kinder aufbereitet.» Einige Beiträge beschäftigten sich auch mit dem Alltag von Kindern unter Corona. Dabei gehe es auch um schwierige Felder: «Was passiert in der Familie, wenn es unterschiedliche Meinungen zu Corona gibt? Was passiert, wenn alle zu Hause sind und Konflikte ausbrechen?»