Berlin/Düsseldorf. Pflegebedürftige müssen für einen Heimplatz immer tiefer ins Portemonnaie greifen.

Pflegebedürftige müssen für einen Heimplatz immer tiefer ins Portemonnaie greifen. Seit Oktober 2018 stieg die Eigenbeteiligung nach Angaben der privaten Krankenkassen im Durchschnitt um mehr als 110 Euro auf nunmehr fast 1.930 Euro im Monat. Der Anstieg beläuft sich damit auf mehr als sechs Prozent, wie eine Auswertung der „Pflegedatenbank“ des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV) ergab, die dem Evangelischen Pressedienst vorliegt. Über die Zahlen hatte zuerst das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag) berichtet. Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte, Pflegebedürftige vor Armut zu schützen.

Am stärksten stiegen nach Angaben der PKV die Eigenbeteiligungen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Hier kletterten die Beträge, die die Pflegebedürftigen selbst aufbringen müssen, um etwa zehn Prozent.

Am tiefsten in die eigene Tasche greifen müssen derzeit die Pflegebedürftigen in Nordrhein-Westfalen, wie aus den PKV-Daten hervorgeht. Hier lag der Eigenanteil zum 1. September bei 2.406 Euro. Am 1. Oktober 2018 waren es noch 2.309 Euro gewesen. Es folgen das Saarland mit 2.301 (2.178) Euro sowie Baden-Württemberg mit 2.250 (2.116) Euro. Im Mittelfeld liegen unter anderem Berlin mit 1.931 (1.856) Euro, Hessen mit 1.936 (1.783) Euro oder Brandenburg mit 1.646 (1.527) Euro. Am preiswertesten sind Heimplätze derzeit in Mecklenburg-Vorpommern, wo 1.346 (1.238) Euro bezahlt werden müssen.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte, die Eigenanteile für die Pflegebedürftigen künftig auf maximal 15 Prozent der Kosten zu begrenzen. Die Pflegekassen seien stärker in die Pflicht nehmen. Eine Reform der Pflegeversicherung sei „überfällig, um künftig nicht nur gute Pflege zu gewährleisten, sondern die Betroffenen auch vor Armut zu schützen“, erklärte der Verband.

Der Paritätische wies darauf hin, dass die durchschnittliche Rente für Neurentnerinnen und Neurentner bei 874 Euro (West) und 1.019 Euro (Ost) liege und damit deutlich unter den durchschnittlich anfallenden Eigenanteilen für einen Heimplatz. Auch die Sozialhilfequote von fast 40 Prozent unter Pflegeheimbewohnern zeige, dass die Pflegeversicherung bei der Absicherung der Pflege versage. Notwendig sei „eine klare Haltelinie“: 15 Prozent der Kosten sei das äußerste, was den Pflegebedürftigen an Eigenanteil zuzumuten sei.

Die Linke forderte die Abschaffung des Eigenanteils. „Es braucht eine Pflege-Vollversicherung, die alle Pflegeleistungen umfasst“, sagte Parteichef Bernd Riexinger.

Als Hauptursache für die gestiegenen Eigenanteile gelten Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal. Die Beschäftigten werden jedoch nach wie vor schlechter bezahlt als Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger.