Erfurt. Einige Sparkassen sind in die Kritik geraten, weil sie ihren Kunden Sparverträge gekündigt haben. Die Thüringer Verbraucherzentrale sucht jetzt Unterstützung, um die Praxis zu beenden.

Die Landespolitik sollte nach Ansicht von Verbraucherschützern Einfluss auf die Sparkassen nehmen, damit langfristige Prämiensparverträge nicht gekündigt werden. Zu befürchten sei sonst eine Kündigungswelle, sagte der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Thüringen, Ralph Walther, am Donnerstag in Erfurt. Weil Landes- und Kommunalpolitiker in den Verwaltungsräten der Sparkassen säßen, gebe es auch politische Einflussmöglichkeiten.

Als öffentlich-rechtliche Institute müssten sich die Sparkassen auf ihre Aufgabe besinnen, die Vermögensbildung der Bürger zu fördern. Nach Angaben der Verbraucherzentrale haben sich etwa 100 Menschen aus dem Freistaat von der Organisation beraten lassen, weil ihnen ihre Sparkasse einen Prämiensparvertrag gekündigt hat. Fast alle diese Beratungen habe es mit Kunden der Wartburgsparkasse gegeben.

Gumprecht sieht staatliche Aufsichtsbehörden in der Pflicht

Sparkassen, die Prämiensparverträge kündigten, hatten erklärt, sie seien wegen der seit Jahren andauernden Niedrigzinsphase nicht mehr in der Lage, die für solche Verträge vorgesehenen Bonuszahlungen zu erwirtschaften. Unternehmen könnten es sich nicht leisten, Produkte zu führen, die Verluste machten.

Der Vorsitzende der Thüringer Verbraucherzentrale, Christian Gumprecht, sieht auch die staatlichen Aufsichtsbehörden in der Pflicht, Vertragskündigungen zu prüfen. Auch das Thüringer Finanzministerium habe entsprechende Kontrollbefugnisse, die auch angewandt werden müssten, sagte er.

Die Forderung der Verbraucherschützer nach mehr politischem Druck auf die Sparkassen ist eine von zehn Forderungen zur Landtagswahl, die die Organisation vorstellte.

Sie will auch, dass in den Schulen im Freistaat in den nächsten Jahren mehr Wissen über Verträge, Versicherungen und Kontoführung vermittelt wird – und zwar gebündelt und praxisnah in den Schulfächern Wirtschaft und Recht oder Wirtschaft, Recht, Technik. Momentan würden solche Kenntnisse in mehreren Fächern vermittelt, mit dem Ergebnis, dass viele junge Menschen wenig vorbereitet darauf seien, ihre erste eigene Wohnung zu mieten oder ihr erstes Auto zu kaufen.

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