Erfurt. Am Hauptbahnhof wird das Vorgehen bei einem Überfall bewaffneter Terroristen trainiert. Hunderte Ehrenamtliche sind dabei. Es kommt zu Straßensperrungen und Veränderungen im EVAG-Fahrplan.
Aufgrund einer groß angelegten Anti-Terror-Übung am Erfurter Hauptbahnhof hat die Polizei am Dienstagabend damit begonnen, Teile des Areals abzusperren.
Später am Abend soll dann der Bahnhofstunnel der Landeshauptstadt auch für Straßenbahnen nicht mehr passierbar sein, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte. Damit sind auch der Straßenbahn- und Straßenverkehr betroffen. Zu Zugausfällen oder Einschränkungen im Bahnverkehr soll es nach Angaben der Deutschen Bahn aber nicht kommen.
Mehr als 1000 Einsatzkräfte und Helfer werden bei der Großübung am Hauptbahnhof verschiedene Szenarien durchspielen. Bundes- und Landespolizei, die Deutsche Bahn sowie etwa 350 Helfer von Berufsfeuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz, der Schnellen Einsatzgruppe Rettungsdienst, freiwillige Wehren und zahlreiche Notärzte werden vor Ort trainieren.
Die Übung soll Systemschwächen aufzeigen
„Die Sicherheitsbehörden sehen sich in der aktuellen Sicherheitslage mehr denn je gefordert. Schon seit längerer Zeit werden neben den Spezialeinheiten auch der Streifen- und Bereitschaftspolizist in realitätsnahen Schulungen auf die neuen Herausforderungen vorbereitet. Das Training im öffentlichen Raum stellt die anspruchsvollste und effektivste Form der Vorbereitung auf den Ernstfall dar“, sagt Michael Oettel, Sprecher der Bundespolizeiinspektion.
In Erfurt ist Martin Schulze-Zipf der ärztliche Leiter Rettungsdienst. Seit drei Jahren befasst er sich auch mit der Lage nach terroristischen Einsätzen. „Die Verletzungsmuster sind anders, das taktische Vorgehen ist anders als bei den Vorfällen, die die Rettungskräfte aus dem Alltag kennen“, sagt der Mediziner. „Wir haben uns intensiv mit dem Thema Terrorismus befasst. Es wäre naiv, sich nicht darauf vorzubereiten.“
Nach einem terroristischen Angriff sei die Verteilung der Verletztenschweren anders als bei einem Unfall. „Wir gehen hier von vielen Menschen mit schweren Verletzungen und von zahlreichen Toten aus. Bei der Übung bringt die Verletztenanzahl die Helfer an ihre Belastbarkeit. Die Übung soll Systemschwächen aufzeigen“, sagt Martin Schulze-Zipf. Sichtungsalgorithmen wurden in den vergangenen Monaten und Jahren geübt, bei der Übung soll das Erlernte umgesetzt werden. „Die Einschätzungen über die Schwere der Verletzungen erfolgt nicht nur über die Notärzte, dafür sind es zu viele Verletzte.“ Sanitätssoldaten des Landeskommandos Thüringen sind bei der Übung vor Ort, um realitätsnahe Verletztenbilder darzustellen.
Aufgrund der Übung wird es auch zu Straßensperrungen kommen: Von heute 20 Uhr bis maximal 6 Uhr am Mittwochmorgen ist die Schillerstraße ab Schmidtstedter Knoten bis Kaffeetrichter gesperrt. Ab 21 Uhr fährt keine Straßenbahn mehr durch den Bahnhofstunnel. Für Fußgänger ist ein Gehweg geöffnet. Ein Sichtschutz wird allerdings aufgebaut sein. Die Bundespolizei weist ausdrücklich darauf hin, dass Knall- und Schussgeräusche sowie laute Stimmen zu hören sein werden. Die Übung beginnt heute gegen 23 Uhr.
