Erfurt. Sechs der neun Glocken seien bereits abgeschaltet, in zwei Gemeinden stehe noch eine Entscheidung des zuständigen Gemeindekirchenrates aus.

Die Naziglocken in Thüringen und Sachsen-Anhalt sollen verstummen. Darauf einigten sich gestern Vertreter der betroffenen Gemeinden bei einer Zusammenkunft im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Sechs der neun Glocken seien bereits abgeschaltet, in zwei Gemeinden stehe noch eine Entscheidung des zuständigen Gemeindekirchenrates aus.

Laut EKM hängen die Glocken in Thüringen in Maua, Leutersdorf, Tambach-Dietharz, Oberdorla, Bielen und Rettgenstedt (zwei Glocken) sowie in Sachsen-Anhalt in Gossa und Neinstedt. Vier Glocken zeigen ein Hakenkreuz, auf zwei Glocken wird Adolf Hitler namentlich genannt. Auf einer Glocke wurde ein Brustbild Hitlers bereits unkenntlich gemacht.

Am mehrstündigen Gespräch nahmen rund 30 Vertreter der Gemeinden und der Kirchenleitung teil. Geladen waren auch zwei Glockenexperten und der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm. Beraten wurde in großer Runde und in Arbeitsgruppen. In einem Brief hatte Bischöfin Ilse Junkermann die Abschaltung der Glocken angemahnt.

Die Gemeinden kündigten unterschiedliche Vorgehensweisen an. Leutersdorf und Gossa erwägen den Guss einer Versöhnungsglocke. In Tambach-Dietharz und Oberdorla laufen noch Auseinandersetzungen. In Neinstedt soll der mit einem Hakenkreuz versehene Klöppel ausgetauscht werden. In Bielen sieht man keine Veranlassung, die Glocke schweigen zu lassen. Sie trägt die Inschrift „Im Jahre der Heimkehr des Saarlandes 1935 Aufgehaengt im Turm zu Bielen 21.3.35“.

Reinhard Schramm, der in der Runde als Erster sprach und nicht mit Kritik sparte, zeigte sich danach zufrieden. „Es war ein offener und konstruktiver Austausch. Ich sehe große Bereitschaft, sich vor Ort mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen“, sagte er.

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