Berlin. Kein Seeunglück bewegt die Menschen so sehr, wie das der “Titanic“. Wo liegt das Wrack heute, warum sank die Unsinkbare so schnell?

Sie ist eine schaurige Schönheit: die "Titanic". Keine Katastrophe des 20. Jahrhunderts hat Menschen mehr interessiert, ihre Fantasie beflügelt, Bedauern ausgelöst und Grusel verursacht.

Kein Wunder: Der Passagierdampfer galt als Wunderwerk der Technik. Als unsinkbar ausgelobt versank das damals größte Schiff der Welt mit rund 1500 Menschen an Bord gleich bei der ersten Fahrt. So steht die "Titanic" für menschlichen Hochmut, für die in ihrem Namen angelegte Hybris, Mensch könne die Welt beherrschen und nach eigenem Wunsch formen.

Jetzt ist das Schiff wieder in den Schlagzeilen, und wieder scheint es, als habe ihre Anziehungskraft Leben gekostet. Fünf Menschen sind in ihrem Spezial-Tauchboot vermisst, ihre Rettung ist fraglich. Sie waren als Touristen und Besatzung auf dem Weg hinab in die eisigen Tiefen des Atlantiks, wollten den Friedhof dort unten besichtigen, sehen, wie das stählerne Gerippe dort für immer still im Sediment sitzt.

Wo liegt die Titanic?

Dafür haben sich diese Menschen auf eine weite Reise begeben. Das Wrack des Schiffes liegt rund 370 Seemeilen (690 Kilometer) vor der Küste Neufundlands, knapp 1100 Seemeilen entfernt von ihrem Bestimmungsort, New York City.

Das von Google zur Verfügung gestellte und mit Google Earth Pro erstellte digitale Höhenmodell der Erde zeigt das Wrack der
Das von Google zur Verfügung gestellte und mit Google Earth Pro erstellte digitale Höhenmodell der Erde zeigt das Wrack der "Titanic" im Atlantik. © Google/dpa

Wie tief liegt die Titanic?

Eine Expedition wie die nun verschollene dauert zehn Tage, von denen acht auf See verbracht werden. Dazu kommt die An- und Abreise ins kanadische St. John’s. Hier legen die Oceangate-Expeditionen ab, um zum Wrack der "Titanic" zu gelangen. Dieser letzte Abschnitt der Reise führt 3800 Meter in die Tiefe, in den nach dem Schiff benannten Titanic Graben.

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Die Titanic galt bei ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York 1912 als unsinkbar. Doch es kam anders. Das Wrack des Schiffs liegt seitdem in etwa 3800 Meter Tiefe rund 600 Kilometer von Neufundland/Kanada entfernt auf dem Meeresgrund.
Die Titanic galt bei ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York 1912 als unsinkbar. Doch es kam anders. Das Wrack des Schiffs liegt seitdem in etwa 3800 Meter Tiefe rund 600 Kilometer von Neufundland/Kanada entfernt auf dem Meeresgrund. © imago stock&people
Hochauflösende 3D-Aufnahmen zeigen das Wrack der Titanic.
Hochauflösende 3D-Aufnahmen zeigen das Wrack der Titanic. © Atlantic Productions/Magellan
Das Foto aus dem Jahr 2004 zeigt die Überreste eines Mantels und von Stiefeln im Schlamm des Meeresbodens nahe des Hecks der Titanic.
Das Foto aus dem Jahr 2004 zeigt die Überreste eines Mantels und von Stiefeln im Schlamm des Meeresbodens nahe des Hecks der Titanic. © Institute for Exploration, Center for Archaeological Oceanography/AP/dpa
Das U-Boot Titan des Unternehmens Oceangate Expeditions versprach Touristen, es bis zum Wrack der Titanic zu führen, um all diese Dinge aus der Nähe zu sehen.
Das U-Boot Titan des Unternehmens Oceangate Expeditions versprach Touristen, es bis zum Wrack der Titanic zu führen, um all diese Dinge aus der Nähe zu sehen. © OceanGate Expeditions/AP/dpa
Seit seiner letzten Mission am Sonntag, 18. Juni, galt das U-Boot jedoch als verschollen. Inzwischen steht fest: Es ist gesunken.
Seit seiner letzten Mission am Sonntag, 18. Juni, galt das U-Boot jedoch als verschollen. Inzwischen steht fest: Es ist gesunken. © Google/dpa
Insgesamt fünf Menschen befanden sich an Bord des Tauchbootes.
Insgesamt fünf Menschen befanden sich an Bord des Tauchbootes. © Oceangate Expeditions/PA Media/dpa
Dieses von American Photo Archive zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Innenraum des Tauchboots Titan mit den damals reisenden Passagieren. Die Ticketpreise lagen bei ca. 250.000 Dollar.
Dieses von American Photo Archive zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Innenraum des Tauchboots Titan mit den damals reisenden Passagieren. Die Ticketpreise lagen bei ca. 250.000 Dollar. © American Photo Archive/Alamy/PA Media/dpa
Unter den wohlhabenden Touristen war auch der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding.
Unter den wohlhabenden Touristen war auch der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding. © Felix Kunze/Blue Origin/AP/dpa/Archiv
An Bord des Bootes befanden sich außerdem der Kommandant Paul-Henry Nargeolet (l), der als einer der bekanntesten Experten für das Titanic-Wrack galt und daher den Spitznamen
An Bord des Bootes befanden sich außerdem der Kommandant Paul-Henry Nargeolet (l), der als einer der bekanntesten Experten für das Titanic-Wrack galt und daher den Spitznamen "Mr. Titanic" trug. © JIM ROGASH/AP/dpa
An der Rettungsaktion waren mehrere Flugzeuge, Schiffe und Sonarboote beteiligt.
An der Rettungsaktion waren mehrere Flugzeuge, Schiffe und Sonarboote beteiligt. © Handout / US Coast Guard / AFP
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Wie groß war die Titanic?

Das Schiff beeindruckte Zeitgenossen tatsächlich weniger mit der vermeintlichen Unsinkbarkeit, als vielmehr mit ihren technischen Daten. Rund 270 Meter lang, 28 Meter breit und, gemessen vom Kiel bis zu den Schornsteinen, 53 Meter hoch, verdrängte die "Titanic" etwas mehr als 53.000 Tonnen Wasser. Insgesamt 51.000 PS verliehen dem Dampfer eine Maximalgeschwindigkeit von 24 Knoten pro Stunde, umgerechnet 44 Stundenkilometer.

2400 Passagiere waren zugelassen, dazu kamen rund 900 Menschen der Besatzung. Bei ihrem Stapellauf war die "Titanic" das größte Schiff der Welt – und kommt im Vergleich zu modernen Kreuzfahrtschiffen beinahe zwergenhaft daher.

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© Wikipedia/Wikisearcher

Wann ist die Titanic gesunken?

In ihre letzte Ruhestätte versank die "Titanic" vor mehr als 110 Jahren, am 15. April 1912, gegen 2.20 Uhr. Rund zweieinhalb Stunden zuvor war der Dampfer mit einem Eisberg kollidiert und dann rasch vollgelaufen. Zunächst über die Dutzende Meter langen Risse an der Außenwand des Schiffes, nach und nach dann über Bullaugen und Lüftungsschächte strömten rund 30 Millionen Liter Meerwasser in den Rumpf.

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Warum sank die Titanic?

Zwar erging schnell der Befehl, die Schotten im Schiff zu schließen und so die einzelnen Sektionen voneinander abzutrennen. Dies konnte das Volllaufen der "Titanic" aber nur verzögern. Je tiefer sich der Bug in die Fluten senkte, desto mehr Wasser strömte in das schwer beschädigte Schiff. Schließ hielt der Rumpf den gewaltigen Kräften nicht mehr Stand und brach in zwei Teile.

Der Luxusdampfer
Der Luxusdampfer "Titanic" (undatiertes Archivfoto) © epa PA/epa/dpa

Waren auch Deutsche auf der Titantic?

Obwohl die "Titanic" ein britisches Schiff war, befanden sich – eher unüblich für die Zeit – auch Deutsche an Bord des Dampfers, etwa ein katholischer Priester aus Bayern. Die prominenteste unter ihnen, weil einzige Überlebende, war die Berlinerin Antoinette Flegelheim. Auch unter den 900 Menschen der Besatzung befanden sich einige Deutsche, etwa ein Heizer.

Erst im Jahr 2022 zeigte sich in Unterlagen des Bundesarchivs in Berlin, dass die "Titanic" auf Post aus dem Deutschen Reich in die USA transportierte. 600.000 Briefe und Sendungen waren an Bord, unter anderem aus der Region Düsseldorf, Frankfurt, Berlin, Bayern und anderen Teilen des ehemaligen Kaiserreichs.