Rom. Nach dem schweren Unfall in Italien ist die deutsche Fahrerin in psychiatrischer Behandlung. Die Hintergründe sind weiter unklar.

Angelika H. die 31-jährige Unfallfahrerin, die am Donnerstag mit ihrem Auto drei Mitglieder einer Familie in der norditalienischen Dolomiten-Bergschaft Santo Stefano di Cadore getötet hat, führte seit Monaten ein Nomadenleben zwischen Niederbayern, Österreich und Südtirol. Dabei schlief und aß sie im schwarzen Audi, mit dem sie am Donnerstag in Santo Stefano di Cadore drei Menschen totfuhr. Im Auto wurden schmutzige Kleider und Essensreste gefunden.

"Die Frau lebte in Einsamkeit, sie hat in Italien in keinem Hotel übernachtet. Wir wollen mit den deutschen Behörden zusammenarbeiten, um die Hintergründe ihres Lebens vor dem Unfall zu klären", betonte der im Fall ermittelnde Oberstaatsanwalt der norditalienischen Stadt Belluno, Paolo Luca, bei einer Pressekonferenz.

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Angelika H. wird dreifache fahrlässige Tötung im vorgeworfen

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Ausgeschlossen wurde, dass die Arbeitslose aus dem niederbayrischen Deggendorf, die zurzeit in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses von Venedig behandelt wird, durch ihr Handy abgelenkt worden sei, als sie die Mitglieder einer italienischen Familie auf dem Gehweg erfasste. Dabei kamen ein zwei Jahre alter Junge, sein 48-jähriger Vater und die 65-jährige Großmutter ums Leben. Die Mutter des Kindes liegt weiterhin mit Verletzungen im Krankenhaus.

Angelika H. wird dreifache fahrlässige Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen. Die Untersuchungshaft, in der sie sich seit dem Unfall befindet, wurde am Montag verlängert. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu 12 Jahre Haft. Sie wurde nach dem Unfall negativ auf Alkohol und Drogen getestet.

Die Frau wurde am Montag via Videokonferenz aus dem Spital befragt - zuvor war sie im Frauengefängnis Giudecca in Venedig inhaftiert. "Es gibt mehrere Anzeichen von psychischen Problemen", sagte der Staatsanwalt. Angelika H. sei eine Frau, die Schwierigkeiten habe, ihre Wut in Schranken zu halten. Ein Zeuge hatte der Polizei berichtete, dass die Autofahrerin kurz vor dem Unfall mit einer Frau vehement gestritten hatte. Im Mai war sie in einem Einkaufszentrum in Bozen nach einem Streit mit einem Verkäufer angezeigt worden. Spekulationen, dass die Deutsche möglicherweise mit Absicht in die Familie aus der Provinz Venedig auf dem Gehweg gerast sei, werden von den Ermittlern noch geprüft.

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Laut der Polizei war die Lenkerin mit mindestens 70 Stundenkilometern unterwegs, erlaubt waren lediglich 50. Auf der Straße gab es keinerlei Bremsspuren. Zwei der drei Opfer waren wegen des gewaltigen Aufpralls sofort tot, der zweijährige Junge wurde ins Spital eingeliefert, erlag jedoch den schweren Verletzungen. Die Ermittler hoffen, die Frau bald länger befragen zu können, um mehr Hintergrundinformationen über den Unfall zu sammeln.

Am Donnerstagabend ist in der Provinz Venedig ein Fackelzug zum Gedenken an die drei Opfer organisiert worden. Am Freitag wird anlässlich der Beerdigung der drei Opfer in Venedig ein Trauertag ausgerufen, berichtete der Bürgermeister der Lagunenstadt Luigi Brugaro. Alle Fahnen der Stadt werden als Zeichen der Trauer auf Halbmast gehisst. "Dies ist eine Geste der Verbundenheit mit der Familie, den Verwandten und vielen Freunden der drei unschuldigen Opfer einer schrecklichen Tragödie. Die gesamte Gemeinde Venedig wird in Trauer vereint sein", sagte der Bürgermeister.

Die Beerdigung findet am Freitag um 10.30 Uhr in der Kirche von Sant'Andrea in Favaro Veneto, Heimatort der Familie, statt. Auf Wunsch der Familie ist der Zutritt zur Kirche auf Angehörige und enge Freunde sowie auf eine Vertretung der Gemeinden Venedig und Santo Stefano di Cadore beschränkt.