Berlin. Die Hochwasserlage bleibt vielerorts weiter bedrohlich. Freitag soll neuer Regen kommen. Die Lage in den Gebieten im Überblick.

  • Viele Regionen Deutschlands sind aktuell von Hochwasser betroffen
  • In Celle mussten 120 Menschen in der Nacht auf Freitag evakuiert werden
  • Niedersachsens Innenministerin rechnet mit einer verschärften Hochwasserlage
  • An der Elbe wurde ein Wehr geöffnet, um Magdeburg vor Überschwemmungen zu schützen
  • Mancherorts gibt es vorsichtige Entwarnung – in anderen Regionen steigen die Pegel noch

In vielen Teilen der vom Hochwasser betroffenen Gebiete bleibt die Lage weiter bedrohlich. Es drohen neue Regenfälle, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) voraussagt. „Es kommt bis Samstag noch mal ein ordentlicher Schwung rein, allerdings regnet es nicht mehr in so großen Mengen“, sagte der Meteorologe Christian Herold vom DWD am Freitagmorgen in Offenbach. Die größten Regenmengen werden am Freitag und Samstag laut Herold im Norden von Nordrhein-Westfalen erwartet.

Wie ist aktuell die Hochwasserlage in den einzelnen Bundesländern?

Auch in Niedersachsen ist die Lage weiter angespannt. Dort rechnete Innenministerin Daniela Behrens mit einer verschärften Hochwasserlage in manchen Regionen. Betroffen sind vor allem Gebiete an den Flüssen Aller, Leine, Oker, Hase und Weser im südlichen und mittleren Landesteil. Der am Freitagmorgen gemessene Pegel übersteigt in zahlreichen Gebieten die höchste Meldestufe. Flussabwärts der Weser würden die Pegel noch weiter ansteigen, hieß es in einem Lagebild des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Insbesondere im unteren Verlauf der Mittelweser könne daher noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden.

Hochwasser aktuell: Alarm in Niedersachsen

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens betonte in einem Deutschlandfunk-Interview, man habe aus früheren Hochwassern gelernt und Land und Kommunen hätten sehr viel Geld investiert in Hochwasserschutz und technische Ausstattung. Einsatzkonzepte für die Hochwasserlage würden bislang sehr gut funktionieren, sagte Behrens. Am Freitagvormittag will die Landesregierung bei einer Pressekonferenz einen aktuellen Stand zur Hochwasserlage geben.

Am Donnerstag konnten die Deiche nicht mehr überall den Wassermassen standhalten, andere drohten ebenfalls instabil zu werden. An einigen Orten wurden Evakuierungen vorbereitet. In der Gemeinde Langlingen im Landkreis Celle verließen in der Nacht zum Freitag etwa 120 Menschen vorsorglich ihre Häuser und Wohnungen, in Lilienthal im Landkreis Ostholz begann die Evakuierung einer Straße.

Feuerwehr auch im Osten Deutschlands wegen Hochwasser im Einsatz

Auch im Osten Deutschlands sind noch viele Feuerwehren im Dauereinsatz. Im Norden Thüringens wurde ein Deich des Flusses Helme kontrolliert geöffnet, um die Hochwassergefahr an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt zu bannen. Das Wasser fließe jetzt auf Felder ab, teilte der Landkreis Kyffhäuserkreis in der Nacht zu Freitag mit. Die Öffnung sei notwendig gewesen, weil aus dem überlasteten Stausee Kelbra seit mehreren Tagen gezielt Wasser abgelassen werde und die Helme dadurch viel Wasser führe. Seit zwei Tagen gilt für die Helme die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4. Feuerwehrleute haben nach Angaben des Kreises seit Donnerstag rund 6000 Sandsäcke verlegt, um den kleinen Ort Mönchpfiffel-Nikolausrieth zu schützen und die Deiche zu erhöhen.

Hochwasser in Dresden: Pegel der Elbe sinkt

Eine gute Nachricht kommt aus Dresden: In der sächsischen Landeshauptstadt blieb die Elbe unter den erwarteten sechs Metern Wasserstand. Normal sind zwei Meter. Seit der Nacht zu Freitag sinkt der Pegel der Elbe wieder, wie aus Daten des Landeshochwasserzentrums hervorgeht. Kurzzeitig hatte die Elbe einen Stand von 5,95 Metern erreicht. Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) erklärte am Morgen im Deutschlandfunk, dass Alarmstufe 3 im Laufe des Freitags zurückgefahren werden solle. Alle Schutzmaßnahmen hätten gegriffen, es habe bislang keine größeren Schäden gegeben.

Eine Passantin steht an einem vom Hochwasser der Elbe überfluteten Radweg vor der Kulisse der Dresdner Altstadt unterhalb der Augustusbrücke.
Eine Passantin steht an einem vom Hochwasser der Elbe überfluteten Radweg vor der Kulisse der Dresdner Altstadt unterhalb der Augustusbrücke. © dpa | Sebastian Kahnert

Bayern: Hochwasserlage entspannt sich

In Bayern entspannte sich zuletzt die Hochwasserlage nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes von Donnerstag weiter. An der Donau komme es bei fallenden Wasserständen noch zu kleinen Ausuferungen in Meldestufe 1, wie es am Mittwoch im Lagebericht hieß.

Sachsen-Anhalt: Wehr an Elbe wird geöffnet

Auch in Teilen Sachsen-Anhalts konnte zuletzt vorsichtig aufgeatmet werden – an der Elbe steigen die Wasserstände jedoch weiter, hieß es am Donnerstag. Im Landkreis Mansfeld-Südharz, wo der Stausee Kelbra nach ungewöhnlich heftigen Regenfällen vollgelaufen ist, werden keine Überflutungen von Orten erwartet. Es würden voraussichtlich auch keine weiteren Evakuierungen notwendig, teilte der Landkreis am Mittwochvormittag mit. Den rund 180 Bewohnerinnen und Bewohnern der Ortschaft Thüringen war am Vortag geraten worden, ihre Häuser zu verlassen. An der Helme gilt weiter die höchste Hochwasseralarmstufe 4. Entspannung gibt es laut dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft im Norden des Landes sowie im Harz.

Sachsen-Anhalt: Pretziener Wehr zum Schutz vor Hochwasser geöffnet
Sachsen-Anhalt: Pretziener Wehr zum Schutz vor Hochwasser geöffnet © Unbekannt | Unbekannt

Um Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg vor Überschwemmungen zu schützen, wurde am Donnerstagvormittag das Pretziener Wehr gezogen. Das etwa 135 Meter lange Wehr war zuletzt im Juni 2013 geöffnet worden. Auch jetzt soll es dafür sorgen, dass ein Drittel des Elbwassers in einen 21 Kilometer langen Kanal fließt, um Schönebeck, Magdeburg und andere Orte in den Elbniederungen herum, bis es wieder in die Elbe fließt.

Sachsen-Anhalt, Tangermünde: Weite Flächen neben dem Lauf der Elbe sind überflutet.
Sachsen-Anhalt, Tangermünde: Weite Flächen neben dem Lauf der Elbe sind überflutet. © dpa | Cevin Dettlaff

Bremen: Gerissener Deich und Evakuierung

In der Gemeinde Lilienthal bei Bremen riss nach Angaben der örtlichen Feuerwehr ein Deich, der betroffene Bereich wurde am Mittwochnachmittag evakuiert. Wegen eines durchweichten Deichs wurden in der Nacht zum Donnerstag weitere Straßen evakuiert. Im angrenzenden Bremen ist die Hochwasserlage im Stadtteil Borgfeld ähnlich angespannt. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will sich dort am Donnerstag selbst ein Bild von der Lage machen. Im Bremer Ortsteil Timmersloh konnte an den Deichen nachgearbeitet werden, sodass dort keine Evakuierungen mehr stattfinden mussten, wie ein Feuerwehrsprecher am frühen Donnerstagmorgen sagte.

Nordrhein-Westfalen, Beverungen: Feuerwehrleute stehen vor einem Haus, aus dem Wasser gepumpt wird.
Nordrhein-Westfalen, Beverungen: Feuerwehrleute stehen vor einem Haus, aus dem Wasser gepumpt wird. © dpa | Friso Gentsch

Hessen und Rheinland-Pfalz: Leichte Entspannung

Die Wasserstände in Hessen sinken vielerorts weiterhin. „Mit einer allgemeinen Wetterberuhigung tritt heute allmählich auch eine leichte Entspannung der Hochwasserlage in Hessen ein“, teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie mit. Am Main hingegen komme es noch zu einem geringen Anstieg der Wasserstände. In Rheinland-Pfalz war die Lage ähnlich: „An den Oberrheinpegeln fallen die Wasserstände“, hieß es von der Hochwasservorhersagezentrale Rheinland-Pfalz am Mittwoch.