Sidney. Milliardär Clive Palmer hat Geld, viel Geld, mehr als er zählen kann. Was liegt da näher, als die „Titanic“ noch mal zu bauen?

Der Minen-Milliardär Clive Palmer will die legendäre „Titanic“ nochmal bauen – und diesmal wirklich. Der exzentrische Australier hat am Mittwoch in Sidney die Pläne für seine „Titanic II“ verkündet, stilecht im berühmten Opernhaus, den Hafen im Hintergrund.

Nicht weniger als eine maßstabsgetreue Nachbildung schwebt Palmer vor, knapp 270 Meter lang, und mit 32 Metern Breite etwas ausladender, als der 1912 gesunkene Luxusdampfer.

Der Kostenpunkt liegt irgendwo zwischen einer halben und einer ganzen Milliarde Dollar, aber Geld scheint Palmers Sorge nicht zu sein. Der Milliardär brüstete sich in Sidney laut „Guardian“ damit, es mache doch wesentlich mehr Spaß, die Titanic zu bauen, als „Zuhause zu sitzen und mein Geld zu zählen“.

Milliardär Clive Palmer verspricht eine
Milliardär Clive Palmer verspricht eine "authentische Titanic-Erfahrung". © Blue Star Line | Luther, Philipp

Es ist nicht das erste Mal, dass Palmer öffentlich von seinem Titanic-Traum spricht, die Ankündigung ist bereits die Dritte. Zuletzt verkündete der 69-Jährige im Jahr 2018, die „Titanic“ wieder über die Weltmeere segeln zu lassen.

Dann kam Covid-19, und Palmer wurde Impfgegner, legte sich mit der australischen Regierung an, klagte, mehrfach, verlor, ebenfalls mehrfach. Auch aus einer Parteigründung wurde nichts.

Und überhaupt, in der Corona-Pandemie war mit Kreuzfahrtschiffen kein Geld zu verdienen, wer wollte schon Urlaub machen, auf einem schwimmenden Inkubator. So wurde nichts aus dem Schiff, von dem CNN im Jahr 2018 schrieb, Stapellauf könnte schon 2022 sein.

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Palmer verspricht „authentische Titanic-Erfahrung“

Nun ist die Pandemie vorbei und Palmer wittert eine frische Brise, verspricht eine „authentische Titanic-Erfahrung“. Die Schifffahrt sei „wieder voll im Geschäft, die Fahrgastzahlen übersteigen das prä-pandemische Level“, schwärmte der Milliardär bei der Enthüllung seiner Pläne. „Wir holen uns die besten Schiffsbauer, Designer und Ingenieure der Welt zurück an Deck und bauen die Titanic II.“

Laut einer Mitteilung von Palmers Unternehmen Blue Star Line, genießt das Projekt die Unterstützung des Schiffsbauers Deltamarin. Die Finnen entwerfen Stückgutfrachter, Offshore-Windparks und Kreuzfahrtschiffe, und sie sollen sicherstellen, „dass unser Schiff allen gegenwärtigen Sicherheitsbestimmungen und Bauvorschriften entspricht“. Nicht, dass wieder Rettungsboote fehlen.

3D-Modell der
3D-Modell der "Titanic II". Die Ausstattung des Schiffs soll eine Kopie des Originals sein, mit demselben Kabinenlayout. © Blue Star Line | Luther, Philipp

So viel Authentizität will Palmers Blue Star Line dann auch wieder nicht bieten, ansonsten aber soll das Erlebnis dem entsprechen, was 1912 geboten war – von der opulenten Ausstattung samt Kronleuchtern, bis hin zur schmalen Kost in der dritten Klasse, bestehend aus Eintopf und Brei - bessere Verpflegung gegen Aufpreis möglich.

251 Kabinen stehen für die Holzklasse-Erfahrung bereit, in der ersten Klasse sind es 383, in der zweiten noch 201. Insgesamt 2435 Passagier sollen Platz finden auf der „Titanic II“.

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Leinen los im Jahr 2027

„Der Kerngedanke unserer Unternehmung ist, wir wollen unseren Passagieren eine nie dagewesene Reise in die Vergangenheit bieten, die sie voll und ganz aufgehen lassen wird, in der Opulenz und Pracht der Titanic“, verkündete Palmer in Sidney. Ein Jahrhundert werde überbrückt, mit einer „Reise ungekannter Eleganz“.

Selbst die Route entspricht jener verhängnisvollen ersten letzten Reise der „Titanic“, von Southampton nach New York. Später sollen andere Fahrten dazu kommen, alles unter dem Schirm modernster Navigations- und Sicherheitssysteme. 2027 soll es so weit sein, dann heißt es in Palmers Vorstellung „Leinen los“.

Bis dahin gibt es noch mindestens ein Hindernis zu überbrücken. Eine Werft für sein „Friedensprojekt“ hat Palmer noch nicht gefunden.

pcl