Erfurt. Die Oldtimerpreise sind in den letzten Jahren explodiert. Deshalb konzentriert sich die Youngtimer Expo in der Messe Erfurt vom 28. bis 30. September auf das, was bisher authentisch geblieben ist: Youngtimer.

Die Null-Zins-Politik der vergangenen Jahre hat dem rostigsten Hobby der Welt einen wahrlichen Boom beschert, mit teils beachtlichen Gewinnen und Akzeptanz in großen Teilen der Gesellschaft. Alte Autos sind für Investitionen attraktiv geworden. Für die, die rechtzeitig das günstig einkaufen, was später ziemlich teuer werden kann, ein gutes Geschäft.

Günstig kaufen, ein paar Jahre fahren und teuer verkaufen. Klingt doch gut.

Verständlich, dass manch einer vom satten Gewinn träumt. Immerhin scheint dieser kalkulierbarer als vier Richtige im Lotto. Zumindest wenn man paar Dinge beachtet.

Denken wir an den Aktien-Hype Ende der 1990er-Jahre, als auf einmal alle irgendwie Ahnung hatten und an der Börse zockten, um einmal richtig abzusahnen. Freilich meist mit stimmlosen Aktien, bei denen sie erst später eine Ahnung bekommen sollten, was das bedeutet.

So ist es natürlich auch beim Handel mit mobilen Kulturgut, egal ob Old- oder Youngtimer.

Feste Größe im Sammlermarkt: Porsche 911

Relativ risikolos ist die Investition in einen Porsche 911. Welcher ist eigentlich egal, nur luftgekühlt sollte er sein, um richtig interessant zu werden.

Passt jetzt noch Zustand und Historie zum Preis, ist alles perfekt. Aber Schnäppchen dürften nur selten machbar sein, denn letztlich weiß jeder, was diese Autos mittlerweile wert sind. Ja, der Zug beim luftgekühlten Elfer scheint weitestgehend abgefahren und Gold ordert man schließlich auch nicht, wenn der Kurs auf Rekordniveau liegt.

Einstieg mit Minimaleinsatz

Mit einem bodenständigen Mercedes 190 der Achziger bis frühen Neunziger Jahre hingegen lassen sich mühelos die Einstandsinvestition vervielfachen. Zumindest wenn Sie einen in Ersthand gereiften Babybenz mit wenig Kilometern für einen Tausender aus der Garage des greisen Nachbarn in Ihre Einfahrt verschoben haben. Er orderte sein Pensionärsauto mit 2,3-Liter-Vierzylinder oder gar sechs Zylindern und Automatik? Die sündhaft teure Klimaanlage tauchte ebenso auf der Neuwagenrechnung auf, wie Schiebedach nebst elektrischen Fensterhebern? Ach ja, und die Sitze sind natürlich mit „Sport-Karo“ bezogen, passend zum blauschwarzen Metalliclack, Code 199?

Ehrlich, wenn Sie den so finden: Zuschlagen!

Für einen solchen Kameraden erzielen Sie tatsächlich eine Rendite, die Ihnen Ihre Bank im Traum nicht bieten kann! Aber Sie sollten die Spreu vom Weizen trennen. Denn hat Nachbars Benz statt voller Hütte nur ein simples Viergang-Schaltgetriebe, den eher asthmatisch wirkenden Einsachter-Motor und statt Klima nur Frischluft via Kurbelfenster, muss die Gewinnerwartung herunter geschraubt werden. Selbst wenn der Kleine in der Buchhalterausstattung im Bestzustand ist, wird er kaum zum begehrten Sammlerstück reifen.

Ah ja, es ging ja um ein großes Stück vom Kuchen. Da muss ein anderer 190er herhalten, aber wir bleiben beim Beispiel „Baby-Benz“. Wer vor zehn Jahren einen der auf 502 Stück begrenzten DTM-Homologationsmodelle vom Schlage eines 190E 2,5 16V Evo II gebraucht erstanden hatte, wird aus den damals rund 30.000 Euro Anschaffungsaufwand die 150.000 Euro Marke heute locker knacken können.

Was heißt das also für uns heute und jetzt?

Die Marke ist wichtig! Porsche, BMW und Mercedes sind in der Regel eine sicherere Bank. Die Teileversorgung ist dazu noch vergleichsweise perfekt, was den Erhalt erleichtert und für allgemeine Beliebtheit sorgt.

Aber die Stückzahl ist immer von Bedeutung: ein massenhaft produzierter BMW 316i der Baureihe E36 wird noch Jahre brauchen, um selbst im Bestzustand fünfstellige Erträge zu erzielen. Wenn überhaupt. Sein Sportsfreund M3 gleicher Serie ist da schon ein anderes Kaliber und kostet schon jetzt im guten Zustand locker zwanzig tausend Euro, Tendenz steigend. Aber so wertvoll wie sein legendärer Vorgänger „E30“ M3 wird er vermutlich nicht. Warum? Es wurden mit und 71.000 Stück gut viermal so viele gebaut wie vom Vorgänger. Um im Kurs zu explodieren, einfach zu viel.

Auch der Zustand entscheidet. Wenn Sie einen raren Lotus Omega in mäßigem Zustand für kleines Geld ergattern, lohnen auch umfangreiche Investitionen. Denn den 377 PS starken Brandstifter gab es nur 998 mal. Weltweit. Der Bedarf bei einem „normalen“ Opel Omega hingegen, auf dem er basiert, sollte sich auf Kosmetik beschränken. Selten kosten selbst Topexemplare mehr als niedrige fünfstellige Beträge.

Alles zu kompliziert? Mag sein, aber das mussten viele auch beim Aktiencrash Anfang 2000 erkennen: gute Gewinne sind nur selten mit Glück zu erzielen.

Jetzt zuschlagen

Einen todsicheren Anleger-Tipp bekommen Sie zum Schluss aber dennoch:

Am Ende des Jahres präsentiert BMW seinen neuen Achter. Sie können Wetten darauf abschließen, dass die Preise für die derzeit noch unterbewerteten Ur-Achter in die Höhe gehen. Das war bei den Sechser Coupés genauso. Aber geben Sie darauf acht, welche Variante Sie sich sichern! Kleine, aber feine Unterschiede haben später mitunter große Wirkung. Ist es ein häufiger 12-Zylinder mit Automatik oder ein rarer Handschalter mit sechs Gängen? Wohlklingende Zusätze wie „CSI“ in der Typenbezeichnung sind bares Geld wert. Gehen Sie wenn, auf Nummer sicher. Greifen Sie zu einem gepflegten vier-Liter-V8, genannt 840I oder CI. Die etwa derzeit fälligen 30.000 Euro bescheren Ihnen ein Über-Coupe deutscher Ingenieurskunst für stilvolle Spritztouren in den nächsten Jahren und einen standesgemäßen Auftritt, egal wo Sie vorfahren -garantierter Wertzuwachs inklusive. Das beste dabei: Diese Investition bereitet Ihnen sogar noch Freude am Fahren.

Die Youngtimer Expo findet vom 28. Bis 30. September auf der Messe Erfurt statt. Die Tageskarte kostet 12 Euro. Abonnenten der TA, OTZ und TLZ erhalten ermäßigte Tagestickets zum Preis von 10 Euro.

Weitere Informationen unter www.youngtimer-expo.de

Ingolf Gottstein