Erfurt. Die Thüringer Beratungsstelle für Prostituierte und Sexarbeiter soll ab November ihren Dienst aufnehmen. Die Auswahl des sozialen Trägers erfolgt im Oktober.

Ab November soll die Thüringer Fachberatungsstelle für Prostituierte und Sexarbeiter aufgebaut werden. Eine Jury entscheide am 20. Oktober, welcher der fünf sozialen Träger, die sich für diese Aufgabe beworben haben, den Zuschlag erhalte, sagte Thüringens Gleichstellungsbeauftragte, Gabi Ohler, dieser Zeitung. Ursprünglich sollte bereits im Oktober mit dem Aufbau der Beratungsstelle begonnen werden.

Der Freistaat ist das letzte der 16 Bundesländer, in dem das bereits 2016 vom Bundestag beschlossene Prostitutionsschutzgesetz umsetzt. Im Juli hatte der Landtag ein entsprechendes Ausführungsgesetz dafür beschlossen. Im Landeshaushalt enthalten sind zudem rund 200.000 Euro für den Aufbau der Fachberatung.

Nach regierungsinternen Auseinandersetzungen hatte die Gleichstellungsbeauftragte die Verantwortung für die Ausschreibung der Beratungsstelle übernommen. Das Projekt sei enorm wichtig, weil es damit für Prostituierte und Sexarbeiterinnen erstmals in Thüringen eine professionelle Anlaufstelle gebe, die eine psychosoziale, rechtliche aber auch finanzielle Beratung anbiete, sagte die Grünen-Abgeordnete Laura Wahl unserer Zeitung. Sie hat sich intensiv für die Umsetzung der gesetzlichen Regelungen eingesetzt.

In Thüringen arbeiten etwa 500 Prostituierte

Neben einer deutlich verbesserten Hilfe für die legalen Prostituierten bestehe die Hoffnung, dass über ihre Beratung hinaus auch das Dunkelfeld der Sexarbeit und des Rotlichtmilieus erreicht werde, mit all denjenigen, die illegal hier leben, Menschenhandel und Gewalt ausgesetzt sind, so Laura Wahl.

Das Thüringer Innenministerium geht in einer Finanzkalkulation zur Umsetzung des Prostitutionsschutzgesetzes von maximal 500 Prostituierten im Freistaat aus. Verlässliche Zahlen fehlen derzeit, auch weil während der Corona-Pandemie Sex-Clubs, Bars sowie Bordelle geschlossen waren und Wohnungsprostitution nicht angeboten werden durfte. Im Freistaat ist Prostitution legal nur in Städten mit mehr als 30.000 Einwohnern erlaubt.

Weitere Nachrichten zum Thema: