Weimar. Verleger, Journalisten, Lehrer und Schüler diskutierten gestern Abend in Weimar über die Zeitung an der Schule

Fernseher und Radio, Computer, Laptop, Smartphone und Internet – hat die Tageszeitung bei Kindern und Jugendlichen überhaupt noch eine Chance? Darüber diskutierten gestern Abend Experten und Schüler in Weimar. „Die Zeitung ist wichtig“, sagte dabei Pauline Röhr, eine Gymnasiastin aus Ilmenau. „Nicht nur meinen Großeltern, sondern auch mir.“ Deshalb schreibt sie mit ihrer Freundin Nadja Gurk in der Ilmenauer Lokalausgabe das „Abi-Tagebuch“, kleine Episoden über schulische und Alltags-Probleme.

Aber immer weniger Eltern und Großeltern vermitteln ihren Kindern und Enkeln das Ritual des Zeitungslesens, bedauert Michael Tallai, der Geschäftsführer der Mediengruppe Thüringen. Er stellte gestern Abend den Zuhörern – vielen Lehrern – die vielen Projekte unserer Mediengruppe vor, mit denen bei Schülern, Studenten und Auszubildenden das Interesse an der Zeitung – egal, ob in gedruckter Form oder digital via Internet – geweckt werden soll.

So richtet sich das Schulprojekt Tinte an die 3. und 4. sowie die 5. Klassen. 1400 Kinder von 34 Schulen aus ganz Thüringen haben sich zuletzt daran beteiligt. Die Schüler bekommen für vier Wochen kostenlos die Tageszeitung geliefert und lernen in dieser Zeit die Zeitung kennen. Wie entsteht sie, wo steht was, was unterscheidet eine Nachricht von einem Kommentar? Mithilfe der „echten“ Journalisten lernen sie Artikel zu schreiben – die besten werden sogar in der TA veröffentlicht.

Erstes Mediengespräch
Erstes Mediengespräch "Spielerische Vermittlung von Lese- und Medienkompetenz" mit (v.l.n.r.) Michael Tallai, Rigobert Möllers, Malte Krückels (Staatssekretär), Nadja Gurk, Pauline Röhr, Dr. Sven Oelsner. Foto: Maik Schuck © zgt

Aber auch für Auszubildende gibt es ein Tageszeitungs-Projekt – Betriebe finanzieren ihren Lehrlingen die tägliche Zeitung. Nachweislich, so Michael Tallai, haben sich bei den beteiligten Jugendlichen die Berufsschul-Noten verbessert. Und natürlich gibt es auch für Studenten entsprechende Angebote.

Auch die tägliche Kinderseite unserer Zeitung beispielsweise trägt zur Lese- und Medienkompetenz der Schüler bei, ergaben bereits mehrere Untersuchungen.

Dass Kinder und Jugendliche trotz hoher Handy-Nutzung lesen, beweist ein Blick in die Kioske: Computerzeitschriften, Spiele- und Jugendmagazine füllen ganze Regale. Und immerhin jedes vierte Kind, so ergaben Studien, liest regelmäßig mindestens eine Zeitschrift.

Michael Tallai, der Geschäftsführer unserer Zeitung und der Mediengruppe Thüringen, am Runden Tisch Medienkompetenz. Foto: Jens Lehnert
Michael Tallai, der Geschäftsführer unserer Zeitung und der Mediengruppe Thüringen, am Runden Tisch Medienkompetenz. Foto: Jens Lehnert © zgt

Mit den vielen Projekten wollen die Redaktionen und Verlage die Neugier auf die Tageszeitung stärken – und erhoffen sich dafür auch die Unterstützung der Lehrer. Denn wie Kinder und Jugendliche mit den alten und neuen Medien umgehen sollten, wie sie zwischen seriösen Nachrichten und ungewis-sen Halbwahrheiten und Gerüchten unterscheiden können, müssen sie lernen. Soziale Netzwerke sind nicht generell schlecht – auch unsere Redaktion nutzt diese neuen Wege. Aber so wie wir kann dort jeder seine Meinung verbreiten oder Behauptungen aufstellen. Der Umgang damit will gelernt sein.

Die Zeitungsprojekte unserer Mediengruppe, so Michael Tallai, können dabei helfen. Im Frühjahr 2016 soll das nächste Tinte-Projekt beginnen.