Erfurt/Dortmund/Beirut. In den vergangenen Jahrzehnten war es nicht gelungen, den mehrfachen Gefängnis-Ausbrecher festzunehmen. Albrecht unterhielt Kontakte zu verschiedenen Größen der bundesdeutschen rechtsextremen Szene und wurde zuletzt im Libanon vermutet.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund stellt die Suche nach dem flüchtigen Thüringer Rechtsterroristen Udo Albrecht ein. Nach Informationen von MDR Thüringen trete am 3. April die absolute Verjährung in Kraft. In den vergangenen Jahrzehnten sei es nicht gelungen, den mehrfachen Gefängnis-Ausbrecher festzunehmen. Albrecht wurde unter anderem wegen Bankraubes, Geiselnahme, Autodiebstählen, Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und Urkundenfälschung gesucht. Zuletzt hatte das Bundeskriminalamt (BKA) rund 10.000 Euro Belohnung für die Ergreifung Albrechts ausgesetzt. An der Suche war zeitweise auch der umstrittene Privatdetektiv Werner Mauss beteiligt.

Albrecht war 1981 aus der bundesdeutschen Haft in die DDR geflüchtet. Die DDR weigerte sich, den Neonazi und Judenhasser in die Bundesrepublik abzuschieben. Stattdessen verschaffte die Staatssicherheit Albrecht eine neue Identität und ließ ihn in den Nahen Osten ausreisen. Zuvor hatte er umfangreich über die rechtsextremistische Szene in der Bundesrepublik und seine Kontakte zu den Palästinensern berichtet. Seit der Ausreise fehlt von Albrecht nach offiziellen Angaben jede Spur. Zuletzt wurde er im Libanon vermutet. Das BKA geht nach MDR-Thüringen-Informationen inzwischen davon aus, dass Albrecht bereits seit Jahren tot ist. Möglicherweise sei der 1940 Geborene als Verräter von Palästinensern ermordet worden. Auf Anfrage erklärte die Palästinensische Mission in Berlin, dass zu Albrecht keine Informationen vorlägen.

Engste Kontakte zu palästinensischen Terrorgruppen

Der Rechtsextremist Albrecht hatte seit Ende der 1960er-Jahre engste Kontakte zu palästinensischen Terrorgruppen. Ihr gemeinsames Ziel war die Zerstörung des Staates Israel. Zeitweise kämpfte Albrecht aktiv im Nahen Osten. Später lieferte er von Europa aus falsche Pässe und Geld aus mehreren Banküberfällen. Außerdem verschob er gestohlene Autos in den Nahen Osten und schmuggelte immer wieder Waffen und Sprengstoff nach Europa.

Die Ermittler konnten ihm Verbindungen zu den Drahtziehern von verschiedenen Anschlägen und Attentaten nachweisen. So gibt es Hinweise zum Olympia Attentat 1972, dem Mord an US-Botschafter Francis Edward Meloy im Juni 1976 in Beirut, dem Oktoberfestattentat 1980 und dem Sprengstoffanschlag auf den Pariser Flughafen Orly im Juli 1983. Außerdem unterhielt der aus der Nähe von Mühlhausen (Unstrut-Hainich-Kreis) stammende Albrecht Kontakte zu verschiedenen Größen der bundesdeutschen rechtsextremen Szene, unter anderem zum Führer der Wehrsportgruppe Hoffmann, Karl-Heinz Hoffmann.

Trotz mehrfacher Festnahmen gelang es Albrecht immer wieder, aus Gefängnissen in der Schweiz und in der Bundesrepublik zu entkommen. In der Vergangenheit wurde deshalb immer wieder über eine Verbindung Albrechts zum Bundesnachrichtendienst (BND) spekuliert. Der BND erklärte auf Nachrage des MDR, dass eine Akte über Albrecht nicht auffindbar sei: „Die durchgeführte Recherche in den bislang erschlossenen Altunterlagen des BND hat zu keiner Fundstelle geführt“.

Ob eine Unterlage zu Albrecht aktuell in Bearbeitung sei, teilte der Geheimdienst nicht mit. Das BKA wollte trotz mehrfacher Nachfragen dem MDR keine Auskunft zum Fall Albrecht geben. Zuletzt wurde Albrecht wegen eines Banküberfalls in Bochum gesucht. Diese Tat verjährt nun nach 40 Jahren.

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