Gemarkung Erzhausen. Erneut mussten sich Polizisten und Rettungskräfte in der vergangenen Nacht nach einem Autobahnunfall mit der nahezu unmöglichen Anfahrt zum Unfallort - wegen der fehlenden Rettungsgasse - und mit sensationsgierigen Gaffern auseinandersetzen.

Einen folgenschweren Unfall hat es in der Nacht zu Freitag in Südhessen auf der A5 bei Weiterstadt gegeben. Auf dem hier vierspurigen „eHighway“ war ein Schwerlasttransport unterwegs, welcher aufgrund seiner Höhe unter sogenannten ELISA-Oberleitungen (ELISA steht für „Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen“) zunächst seine Fahrt stoppen musste.

Die A5 ist die erste deutsche Teststrecke für E-Lastwagen mit Oberleitung. Der „eHighway“ wird auf der insgesamt 10 Kilometer langen Teststrecke zwischen den Anschlussstellen Langen/Mörfelden und Weiterstadt erstmals im öffentlichen Straßenverkehr erprobt. Foto: Silas Stein/dpa
Die A5 ist die erste deutsche Teststrecke für E-Lastwagen mit Oberleitung. Der „eHighway“ wird auf der insgesamt 10 Kilometer langen Teststrecke zwischen den Anschlussstellen Langen/Mörfelden und Weiterstadt erstmals im öffentlichen Straßenverkehr erprobt. Foto: Silas Stein/dpa © zgt

Wegen seiner außergewöhnliche Breite blockierte der Schwerlasttransport kurzzeitig alle vier Spuren der Autobahn. Dadurch bildete sich im nachfolgenden Verkehr ein Stau. Ein 19-Jähriger versuchte unmittelbar vor dem Stauende zwei Transporter zu überholen. Als der Fahrer den Stau schließlich bemerkte, fuhr er trotz Vollbremsung auf einen der Kleintransporter auf.

Der Aufprall führte dazu, dass auch der zweite Kleintransporter einen Stoß abbekam, wodurch nun alle drei Fahrzeuge ins Schleudern gerieten. Ein Kleintransporter blieb schließlich quer über die gesamte Fahrbahn liegen, während der andere umkippte und erst auf dem Seitenstreifen zum liegen kam. Anschließend fuhren noch ein 44-Jähriger und eine 71-Jährige mit ihren Fahrzeugen in den auf der Autobahn querliegenden Transporter.

Der 19-jährige Pkw-Fahrer, dessen Ungeduld den Unfall offensichtlich auslöste, konnte sein Auto am Seitenstreifen zum Stehen bringen. Allerdings fing der Wagen Feuer und brannte im Anschluss komplett aus. Alle in den Unfall verwickelte Personen wurden anschließend in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei spricht von einem entstandenen Sachschaden in Höhe von­ 400.000 Euro.

Keine Rettungsgasse und wieder Gaffer

Wie die Polizei weiter mitteilt, mussten sich die Rettungsfahrzeuge zunächst irgendwie ihren Weg zum Unfallort bahnen, da die bereits im Stau stehenden Verkehrsteilnehmer es nicht geschafft hatten, eine Rettungsgasse zu bilden.

Am Rande der Protokollierung zum Unfallhergang musste sich die Polizei auch wieder mit mehreren respektlosen Gaffern auseinandersetzen. Ähnlich wie der Polizist, welcher am Dienstag auf der A6 mehreren unbelehrbaren Pkw- und Lkw-Fahrern aus Wut über deren Verhalten anbot, das tote Unfallopfer zu sehen, versuchte die Polizei auch bei diesem Unfall umherstehende und filmende Gaffer mit der Auswirkung eines Unfalls auf den menschlichen Körper direkt zu konfrontieren.

Die Vollsperrung der Autobahn konnte erst gegen 2 Uhr in der Nacht aufgehoben werden. Neben der Autobahnpolizei waren auch umliegende Feuerwehren und Rettungsdienste im Einsatz.