Elena Rauch über das Ehrenamt in der Verfassung.

Stell dir vor es brennt, und im Ort gibt es keine Feuerwehr. Oder ein Keller steht unter Wasser, ein umgefallener Baum blockiert die Straße, ein Kind hat sich beim Klettern überschätzt und muss vom Baum geholt werden, oder, oder...

Etwa 30.000 mal im Jahr rücken in Thüringen Feuerwehrleute zum Einsatz aus. Sie üben mit Kindern, sichern Kirmesfeiern und Maifeuer. Es gibt in Thüringen Dörfer, wo die Freiwillige Feuerwehr der einzige Verein ist, der Menschen noch verlässlich zusammenführt. Der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält: Vielleicht lässt sich am Beispiel der Feuerwehr am besten dieses gern zitierte Postulat über das Ehrenamt belegen.

Natürlich lebt ein Ehrenamt von Freiwilligkeit, vom Solidaritätssinn, vom Altruismus wenn man so will. Dafür ist es ein Ehrenamt. Doch auch der beste Wille stößt an Grenzen.

Wenn eine aufwendig in den Berufsalltag eingetaktete Weiterbildung plötzlich abgesagt wird, weil an der Schule das Lehrpersonal fehlt. Wenn Ehrenamtlichen Kraft und Zeit ausgehen, weil sie zunehmend Aufgaben übernehmen, die eigentlich Staat oder Land obliegen.

Wenn Freiwillige behindert, angepöbelt oder gar tätlich angegriffen werden, während sie anderen Menschen helfen. – Alles Beispiele, mit denen Thüringens Feuerwehrleute beinahe täglich konfrontiert werden, während sie – freiwillig und unbezahlt – der Gemeinschaft zu Diensten sind. Das nennt man wohl schlechte Rahmenbedingungen.

Sollte die Aufnahme eines Ehrenamts-Passus in die Verfassung tatsächlich verpflichtend zu Veränderungen führen, wäre das Ansinnen keine schlechte Idee. Nicht nur für Feuerwehrleute.