Bernd Jentsch über Lohn und Lehrzeit.

„Wir bilden aus“, „Starte hier deine Karriere“ oder „Mach doch, was du willst“ – mit derartigen Parolen werben die Unternehmen und Behörden in Thüringen nicht erst in diesem Tagen unübersehbar um die Gunst der Schulabgänger.

Der Ausbildungsmarkt hat sich im Freistaat binnen kurzer Zeit komplett gedreht. Schrieben junge Frauen und Männer noch vor wenigen Jahren die Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz gleich im Dutzend und streuten sie großflächig über mehrere Branchen hinweg unter die Arbeitgeber, sind es heute die Unternehmer und Personalchefs, die händeringend nach dem Nachwuchs suchen.

Sehr zur Freude der jungen Menschen – versteht sich. Denn im Kampf um die Köpfe wird inzwischen einiges geboten. Da gibt es etwa schon Antrittsprämien, wenn ein Jugendlicher nicht nur den Ausbildungsvertrag unterschrieben hat, sondern dann auch am ersten Tag zur Lehre im Unternehmen erscheint. Andere Firmenchefs winken mit kostenlosen Fitnessstudiobesuchen oder dem Dienstwagen für die Azubis.

Dennoch sind in den zurückliegenden Jahren immer wieder einige Hundert Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben, hat sich der Altersdurchschnitt von Betrieben verschlechtert, fehlt es Handwerkern an potenziellen Nachfolgern. Die Zeiten, in denen junge Leute bereit waren, für 315 Euro im Monat an Sonn- und Feiertagen zu arbeiten, sind auch in Thüringen vorbei. Der Jubel der Gewerkschaften über einen Sockelbetrag war zu erwarten. Dagegen werden sicherlich zahlreiche Unternehmer ihre Kritik an dem Vorhaben vortragen und auf die steigende Kostenbelastung für die Firmen im Wettbewerb verweisen. Dennoch muss sich auch bei den Arbeitgebern die Erkenntnis durchsetzen, dass man nur mit attraktiven Arbeitsbedingungen und Löhnen, den nötigen Nachwuchs gewinnt.