Susanne Seide über leider mehrfach verpatzte Foto-Chancen

„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind“, könnte es einem beim Anblick dieser Boliden durch den Kopf geistern, die denselben Namen tragen wie Goethes berühmte Ballade. Allerdings war bei den Erlkönigen, die ich in den vergangenen Wochen und Monaten auffällig häufig ganz real in Weimar erspäht habe, kein Kind und auch kein Pferd unterwegs, sondern sie kamen auf vier Rädern daher, ganz im Hellen und beispielsweise mitten auf dem Goetheplatz und ganz offensichtlich in Richtung Ettersberg. Das wahrscheinlich, weil sich bei der Steigung der Straße die Motorleistung ganz gut testen lässt.

Warum die getarnten Prototypen von Fahrzeugen zuletzt so häufig hier aufgetaucht sind, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Aber die Beobachtung habe nicht nur ich gemacht, sondern auch andere Leute, mit denen ist darüber gesprochen habe. Bei zwei von drei Autos bin ich mir sicher, dass sie aus dem Hause Audi mit Sitz bekanntlich in Ingolstadt stammen, sofern nicht auch noch die IN-Kennzeichen an den Fahrzeugen in die Irre führen sollten. Eine Kollegin indes erspähte auch schon einen Mercedes.

Was mich an alledem besonders ärgert: Ich hatte nie ein Handy oder eine Kamera schnell genug zur Hand, wenn ich den Autos begegnet bin. Nicht etwa, um den fotografischen Beweis vorlegen zu können, dass ich sie wirklich gesehen habe. Oder, dass die Balladenzeile „Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?“ des Sohnes keine Fiktion ist und der Vater mit der Annahme irrt, es habe sich um einen Nebelstreif gehandelt.

Nein, der Grund fürs Ärgern war viel profaner: Ich wollte mit den Fotos bei Leuten mit Auto-Begeisterung angeben, und es gibt noch immer ein ganz gutes Honorar, wenn Zeitungen oder Zeitschriften vom Fach die Kamera-Beute abdrucken.