Martin Debes über die Bergbaupläne in Nordthüringen.

Bischofferode. Der Name des kleinen nordthüringischen Ortes hat einen besonderen, einen schmerzhaften Klang. Er steht exemplarisch für das, was nach der deutschen Wiedervereinigung schieflief, für die Fehler von Staat und Treuhand, für die „Fratze des Kapitalismus“, wie damals ein gewisser Bernhard Vogel sagte.

Selbst ein Hungerstreik der Kalikumpel konnte nichts gegen einen übermächtigen Konzern aus Kassel ausrichten, der offenkundig den Markt bereinigte. Im Zuge der Fusion mit der dem einstigen DDR-Kombinat wurde Bischofferode geschlossen, so wie andere Gruben auch. Der Skandal nach dem Skandal: Die Folgekosten zahlen bis heute Bund und Land, also wir alle.

Doch entgegen den Behauptungen jener, die eine ganze Region verarmen ließen, lagert in Nordthüringen immer noch das größte Kalivorkommen Westeuropas. Ein gigantischer Schatz weißen Goldes, den eine kleine, von Bergbauexperten gegründete Firma für ein paar Millionen Euro vorbei an K+S ersteigerte und nun heben will. Am Ende könnte der Konzern ausgerechnet aus der Region, die er damals sich selbst überließ, neue Konkurrenz bekommen.

Bislang besteht die Südharz Kali GmbH nur aus wenigen Mitarbeitern. Und sie muss noch viele finanzielle, rechtliche, bürokratische und politische Hürden nehmen, bis sie Dünger produziert.

Der Genehmigungsprozess für die Probebohrungen hat zudem erst begonnen. Falls alles gut geht, ist frisches Geld von Investoren einzuwerben. Zumal: Ein Kalibergwerk, das angeblich weder Umwelt noch Menschen belastet, muss erst noch gebaut werden.

Aber die technischen Lösungen dafür existieren; teilweise stammen sie sogar von hier. Am Ende könnte das wohl spektakulärste Comebacks der Bergbaugeschichte in Thüringen Wirklichkeit werden.