Bernd Jentsch zum Streit um den Gipsabbau.

Die deutsche Baustoffindustrie schlägt Alarm: Es drohen Engpässe beim Baumaterial Gips. Einem voraussichtlich steigenden Bedarf steht ein sich drastisch verringerndes Angebot gegenüber.

Der simple Grund dafür ist der beschlossene Ausstieg aus der Kohleverstromung. Mehr als die Hälfte des gegenwärtigen Gipsbedarfs in Deutschland wird durch den sogenannten Rea-Gips gedeckt. Der fällt als ein Nebenprodukt in den Rauchgasentschwefelungsanlagen der Kohlekraftwerke an und unterscheidet sich nach Auskunft der Experten von seinen Eigenschaften nicht vom Naturgips.

Durch den Einsatz dieses Materials konnte der Abbau in den zurückliegenden Jahren begrenzt werden. Das könnte sich nun ändern. Der Gips wird in den Baubranche benötigt, er kommt vor allem bei der Leichtbauweise zum Einsatz.

Gerade in dieser sehen viele Fachleute einen möglichen Ansatz zur Lösung der Wohnraumprobleme in den Städten. Angesichts fehlender Räume für weiteren Wohnungsbau könnte die Aufstockung bestehender Gebäude die Situation entspannen, so die Hoffnung.

Bauschutt zu recyceln und daraus Gips zu gewinnen, könnte die angespannte Lage zumindest entlasten. Doch das Bundesumweltministerium drängt darauf, dass keine Asbestfasern in dem Schutt vorhanden sein dürfen. Experten streiten darüber, ob die Begrenzung auf weniger als 0,1 Prozent Anteil von Asbest wirklich notwendig ist. Die daraus resultierende rechtliche Unsicherheit führt nun dazu, dass die Unternehmen eher die Finger lassen vom Wiederaufbereiten von Bauschutt.

Die Forderung nach einer Ausweitung das Abbaus in den wenigen deutschen Lagerstätten, darunter im Südharz bei Nordhausen, wird in den betroffenen Regionen nicht ohne Reaktionen bleiben. Zumal das Thüringer Umweltministerium eine konträre Position zur Meinung des Bundes vertritt und die Lagerstätten weitgehend unter Naturschutz gestellt hat.

Der Bedarf ist da – woher der Gips kommt, ist allerdings unklar.

Bund setzt auf Gipsabbau: Streit zwischen Gipsproduzenten und Umweltschützern