Axel Eger über den Nichtangriffspakt im Spiel Hoffenheim gegen Bayern München.

Auf den ersten Blick war es ein starkes Zeichen. Hoffenheimer und Bayern schieben den Ball hin und her. Das Spiel, das wegen der beleidigenden Spruchbänder gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp vor dem Abbruch stand, ging mit einem Nichtangriffspakt zu Ende. Kunststück beim Stand von null zu sechs. Das ist, auf den zweiten Blick, Abbruch light und all inclusive. Die Frage bleibt: Hätten beide Mannschaften sich auch so solidarisch gezeigt, wenn es 1:1 gestanden hätte? Ein viel stärkeres Signal wäre es gewesen, hätten die Bayern von sich aus das Spiel beendet. Im Zweifel auf die Punkte verzichtet. Doch so weit geht die Solidarität einer Fußball-Kapitalgesellschaft dann doch nicht.

Beleidigungen und Hetze muss sich niemand gefallen lassen. Auch nicht Hopp, der sein Geld nicht nur in den Sport, sondern in viele soziale Projekte steckt. Der erstmals praktizierte Drei-Stufen-Plan des DFB für solche Fälle – Unterbrechung, Spieler in die Kabine, Abbruch – ist deshalb ein Anfang.

Doch reicht er nicht. Warnende Worte und Betroffenheitssymbolik gibt es schon genug. Meist funktionieren sie nicht, wie die wenig wirksame No-to-racism-Kampagne der Uefa beweist. Die sichtbar gewordene Radikalisierung der Gesellschaft lässt sich nicht per Dekret ändern. Die Eskalation von Sinsheim steht letztlich auch für die fortschreitende Polarisierung des Fußballs, bei der sich Geschäft und Fan mehr und mehr entfremden.

Am Präzedenzfall Hopp wird sich der DFB künftig messen lassen müssen. Bei den üblen Verbalattacken gegen Spieler jüngst in Münster und auf Schalke gab es keine Unterbrechungen. Doch auch die, die Zielscheibe rassistischer und homophober Beleidigungen sind, haben ein Recht darauf, geschützt zu werden wie ein milliardenschwerer Mäzen. Gerade sie.