Steffen Ess darüber, warum die Ausnahmeregelungen für den Profi-Fußball in Zeiten von Corona so polarisieren.

Nordrhein-Westfalen geht voran. Das Land ermöglicht es Berufssportlern, in der Corona-Krise trainieren zu dürfen. Der Vorstoß findet womöglich schnell Nachahmer, obgleich er ins Ungewisse führt und heftige Diskussionen nach sich ziehen könnte.

Die Ausnahmeregelung, es etwa Profifußballern der ersten und zweiten Liga unter strengen Auflagen zu erlauben, ins Training zurückzukehren, polarisiert. Leistungssportler dürfen demnach ihrem Hobby nachgehen, weil es ihr Beruf ist. Hobbysportler sind wie der Rest der Gesellschaft angehalten, zu Hause zu bleiben.

Es wird nicht wenige geben, die ein Sonderrecht für das millionenschwere Kicker-Geschäft ausmachen. Dessen Fans hingegen kontern mit der Wirtschaftskraft, die zig Arbeitsplätze unterhält. Viel Konfliktstoff. Dabei wünscht sich jeder ein Stück Normalität in diesen Tagen mit verwaisten Stadien, Sorgen und leeren Städten.

Auch deswegen stellt sich die Frage, ob es ratsam ist, einen Trennstrich innerhalb der Gesellschaft zu ziehen. Und innerhalb des Sports. Viele Profivereine, von Handball bis Volleyball, haben gerade erst ihre Teams in Kurzarbeit geschickt, weil sie durch den Ausfall der Spiele keine Gehälter zahlen können. Aufgrund der staatlichen Hilfe dürften die Betroffenen trotz Ausnahme gar nicht trainieren.

So scheint die Lockerung in NRW allein auf die Wünsche des Fußballs zugeschnitten. Und auf dessen Hoffnung, dass der Ball trotz ungewissen Pandemie-Verlaufs bald wieder rollt. Er kann es sich vielleicht leisten. Noch.