Dirk Pille über Doping und eine Mauer des Schweigens.

Stumm laufen sie zur Schlachtbank des Sports. Wie die Lämmer. Keiner spricht. Es herrscht eine Mauer des Schweigens im Sport, wenn es um Doping geht.

Die einen haben Angst zu reden, weil sie selbst betrügen. Die anderen, weil sie fürchten, als Schwarze Schafe in der Szene gebrandmarkt zu werden. Es herrscht eine Art Omertà wie bei der Mafia. Die Hintermänner vom russischen Geheimdienst bis zum amerikanischen Arzt bedrohen die wenigen Whistleblower – wie die Informanten weltweit genannt werden.

Die Mauer des Schweigens, die ein Millionen-Geschäft schützt, ist schwer zum Einsturz zu bringen. Der Münchner Oberstaatsanwalt Kai Gräber, verantwortlich für den Erfolg der Operation Aderlass, beklagt, dass es kaum Fälle für ihn und seine Mitarbeiter aus dem Hochleistungssport gibt – unter fünf Prozent liegt die Zahl. Einzig die Bodybuilder-Szene oder der Breitensport sorgen aktuell für reichlich Arbeit bei der Staatsanwaltschaft Schwerpunkt Sport.

Die Nada, die nationale Antidoping-Agentur, sucht seit 2016 nach Informanten. „Sprich’s An“ heißt die gesicherte Internet-Plattform für Sportler oder Trainer, die zur Aufklärung von Dopingverstößen anonym beitragen wollen. Rund 170 konkrete Tipps gab es bisher. Nach 2000 Zielkontrollen wurden elf Prozent positive Fälle aufgedeckt. Zehnmal soviel wie bei normalem Test. Seit dem Erfolg der Operation Aderlass ist die Zahl der Hinweisgeber leicht gestiegen.

Es gibt also ein wenig Hoffnung, dass die Mauer des Schweigens zumindest anfängt zu bröckeln.

Operation Aderlass vor dem Abschluss