Steffen Eß über ein gescheitertes Experiment.

Schnellste Deutsche über 3000 und 5000 Meter, über die Meile, Bronze bei der Leichtathletik-WM. Über den Umweg in die ferne Trainingsheimat in den USA ist Konstanze Klosterhalfen allen im Land davon gelaufen. Wohin läuft sie nun?

Das Oregon Project ist Geschichte, die Traumwelt krachend zusammengebrochen, mit einer elitären Lauftrainingsgruppe den Sportartikel-Riesen Nike im goldenen Schein erstrahlen zu lassen. Der US-Konzern hat das Aus für das umstrittene Projekt verkündet.

Der Druck nach der Dopingsperre gegen den bisherigen Cheftrainer Alberto Salazar und Berichten über dubiose Praktiken ist zu groß geworden, als dass das Leistung predigende System aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Zumal die Konzernleitung nach Medienberichten offenbar Kenntnis davon gehabt soll von dem umstrittenen Experimentierfeld. In dessen Zentrum steht der Versuch auf dem Gelände des Nike-Hauptquartiers, ob der Gebrauch von Testosteroncreme zu einem positiven Dopingtest führt.

Konstanze Klosterhalfen mag man es abkaufen, dass ihre Leistungsexplosion auf dieses ideale Trainingsumfeld in Portland zurückzuführen war – und dass sie sich frei von Verdachtsmomenten machen kann. Wie Nike betont, hätte die Untersuchungskommission nicht festgestellt, dass jemals leistungssteigernde Mittel eingesetzt worden waren.

Dem Schatten des dopingbelastenden Leiters aber kann die begnadete Läuferin nicht davoneilen wie der Konkurrenz.

Im Zwielicht bleibt, dass Nike Salazar in seiner Berufung un­terstützen will. Für einen Trainer, der von 2010 bis 2014 Sportlern unerlaubt hohe Infusionen verabreicht und Patientendaten manipuliert haben soll.

Das Oregon Project muss als gescheitertes Experiment gesehen werden. Auf der Strecke bleiben die Versuchsobjekte, die Läufer. Neun Monate vor den olympischen Spielen.