Marco Alles über die Tristesse im Thüringer Fußball.

Wenn das Erscheinungsbild seiner Spitzenmannschaften den Zustand des Thüringer Fußballs zeichnet, dann Gute Nacht!

Jena hat mal wieder verloren, Erfurt sich gründlich blamiert. Und Nordhausen hinkt den eigenen Ansprüchen trotz des jüngsten Sieges weit hinterher. In der nächsten Saison wird höchstwahrscheinlich zum ersten Mal kein Thüringer Verein in einer der drei Profiligen vertreten sein. Wunder geschehen nicht jedes Jahr.

Der FC Carl Zeiss hat sich von der Euphorie der Rettung im Frühsommer blenden lassen. Anstatt aus den Fehlern zu lernen, weshalb es überhaupt zu einem solchen Kraftakt kommen musste, begab sich der Verein in die Abhängigkeit von Lukas Kwasniok. Mit allen sportlichen Befugnissen ausgestattet, stellte dieser jedoch ein Team zusammen, dass schlichtweg nicht drittligatauglich ist. Zwei von möglichen 39 Punkten aus den ersten 13 Partien zeichnen ein katastrophales Bild.

Für Neu-Trainer Rico Schmitt kann es nur darum gehen, die Regionalliga so gut wie möglich vorzubereiten. Ob wir dort das Thüringenderby erleben werden, ist aber nicht garantiert. Gerade einmal drei Punkte beträgt der Vorsprung des FC Rot-Weiß vor dem drittletzten Platz, der den Abstieg in die Oberliga bedeutet, falls Jena und Chemnitz gemeinsam abstürzen.

Erfurt kämpft ums Überleben in der Viertklassigkeit. So weit ist es also gekommen. Die traurige Situation allein mit der Insolvenz und immer weniger Mitteln zu begründen, wäre zu einfach. Nach einer starken ersten Hinrunde unter Thomas Brdaric ging es stetig bergab. Nur acht (!) von 29 Liga-Spielen konnten saisonübergreifend im Jahr 2019 gewonnen werden. Von ei­ner Weiterentwicklung der Mannschaft keine Spur. Ob es an mangelhafter Qualität, an zu lascher Einstellung, an fehlendem Selbstvertrauen oder an einer Mischung aus allem liegt, ist beinahe egal. Jedes für sich wäre fatal – und muss schnellstens korrigiert werden. Vom Trainer.