Axel Eger über Profifußball in der Corona-Krise.

Kein sprichwörtlich zwölfter Mann mehr auf den Rängen, am Spielfeldrand Mikrofone unter Zellophan, dazu die Akustik einer leeren Werkshalle. Der Bundesliga ist die Emotion abhandengekommen. Die Geisterspiele in der gespenstischen Umgebung illustrieren die Blase, in der sich der Profifußball bewegt. Man spürt es erst jetzt, wenn die grellen Spots ausgeschaltet sind. Die Pause, die im 365-Tage-Ballgeschäft nicht vorgesehen ist, bringt es ans Licht: der Fan im Stadion wird nicht gebraucht.

Die Liga spult ihr Programm nur um ihrer selbst willen ab. Um Millionen von den Fernsehanstalten zu kassieren und sie als Durchlaufposten weiterzureichen an die Spieler – eine Art Benefiz-TV-Gala zugunsten von Fußball-Millionären. Der (sonst auch nie vorgetragene) Verweis auf die anderen Angestellten der Klubs ist nur ein kleines wie untaugliches Feigenblatt. Und auch der Vergleich mit dem richtigen Leben, für den der Bundesligafußball dieser Tage ein Testlauf sein könnte, hinkt am unterschiedlichen Zugriff auf Mittel und Möglichkeiten.

Immerhin, zu einem Blackout ist es trotz der Kündigung von Eurosport nicht gekommen. In den leeren Raum ist clever und markttypisch Amazon gesprintet. Ein Glücksfall für die DFL, die in der Krise zumindest deutlich souveräner agiert als der DFB. Sie hat im Doppelpass mit Dazn und Amazon plötzlich zwei Anbieter für die Freitag- , Sonntag- und Montagsspiele.

Ein Zeichen, welch Riesengeschäft der Fußball ist. Dass die Übertragungen vorübergehend jeder frei sehen konnte, ist keine naive Besinnung von Sky & Co. auf die Bundesliga als Grundnahrungsmittel. Im Gegenteil. Die Bewerber formieren sich schon für die nächste Bieterschlacht. Für einen Global Player wie Amazon, der anders als Sky nicht auf das Standbein des Fußball-Abonnements angewiesen ist, wird die Krise zum großen Gewinn. Ganz emotionslos.