Marco Alles über die Trainerfrage beim FC Rot-Weiß Erfurt.

Eine bessere Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu betreiben, ergibt sich nur selten. Leistung und Ergebnis passten, die Stimmung schwankte zwischen Erleichterung und Euphorie. Doch Manuel Rost verblüffte nach seinem erfolgreichen Einstand genau mit dem Gegenteil.

Statt seine Ambitionen auf den Chefposten beim FC Rot-Weiß zu verkünden, gab sich der Interimstrainer betont bescheiden. Er verwies immer wieder auf „uns“ und den „gemeinsamen Weg“ – und versicherte glaubhaft, dass er sich mit jeder Rolle im künftigen Erfurter Trainerteam anfreunden könnte. Als er auch noch Vorgänger Robin Krüger für dessen Aufbauarbeit lobte, wurde deutlich: Da sitzt ein junger Mann, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt. Ein wohltuender Charakterzug, der im Fußball zunehmend seltener zu finden ist.

Der erste Saisonsieg ließ den Sturm der Entrüstung nach der überraschenden Trennung von Krüger etwas abflauen. Mittlerweile hat der Verein den Trainer auf dessen Wunsch freigestellt und strebt eine außergerichtliche Einigung an. Offenbar führten nicht nur Kompetenz-Streitigkeiten, sondern auch unterschiedliche Vorstellungen über Spieler und Spielweise letztlich zum Bruch.

Als signifikantes Indiz für die neuen Machtverhältnisse darf Franz Gerbers Wechsel von der Tribüne auf die Ersatzbank zu verstehen sein. Der Sportdirektor will im operativen Geschäft mehr Verantwortung übernehmen – und rückt deshalb bei den Spielen näher an die Mannschaft heran.

In den nächsten zwei Wochen soll noch ein erfahrener (Co)-Trainer geholt werden. Gesucht wird ein Teamplayer; einer wie Rost.