Axel Lukacsek über die Chancen der deutschen Handballer bei der WM.

Zum ersten Mal reisen die deutschen Handballer mit eigenem Koch zu einer großen internationalen Meisterschaft. Auf dem Feld aber müssen die Spieler schon selbst aufpassen, dass ihnen niemand in die Suppe spuckt. Denn sportliche Magerkost könnte bei einem solch stark besetzten Turnier wie der am 9. Januar beginnenden Europameisterschaft bereits das Aus in der Vorrunde bedeuten.

Dass die Mannschaft um Bundestrainer Christian Prokop gestern mit personellen Sorgen in die finale Vorbereitung gestartet ist, macht das Unterfangen nicht einfacher. Sechs verletzte Rückraumspieler zu ersetzen, bedeutet allerdings zugleich, dass sechs andere Akteure unverhofft eine Chance bekommen. Sie auch zu nutzen, wäre ganz nach dem Geschmack des Bundestrainers. Aber nicht nur das. Welches Potenzial die Sportart besitzt, haben im vergangenen Jahr die Einschaltquoten im Fernsehen gezeigt. Das verlorene WM-Halbfinale war mit 11,901 Millionen Zuschauern die meistgesehene Sportübertragung im deutschen Fernsehen. Überraschend kam selbst der Fußball da nicht heran.

Eine erfolgreiche Europameisterschaft wäre allerdings nicht nur wichtig, um wieder medial ins Rampenlicht zu rücken. Für den eigentlichen Höhepunkt des Jahres, nämlich die Olympischen Spiele im Sommer in Tokio, müssen sich Deutschlands Handball-Männer erst noch qualifizieren. Es sei denn, sie erobern nun beim EM-Turnier die Goldmedaille. Aber die wird ihnen freilich niemand auf dem Silbertablett präsentieren. Auch nicht mit eigenem Koch im Gefolge.