Marco Alles über einen besonderen Marathon.

Plötzlich standen wir in der Johannesstraße. Mit 40 Kilometern in den Beinen und rauchenden Köpfen. Wo geht‘s nun lang? Nichts zu sehen von den gelb-schwarzen Flatterbändern, die uns bisher den Weg wiesen. Irgendwo, in den verwinkelten Altstadt-Gassen, müssen wir ei­ne Abzweigung verpasst haben. Also der Nase nach, Richtung Gera. Doch die Unsicherheit läuft mit; bis wir endlich wieder Markierungen entdecken.

Der Erfurt-Marathon verlangt nicht nur Kondition, sondern vor allem Aufmerksamkeit. Er ist ein steter Orientierungslauf; durchs Domplatz-Getümmel genauso wie auf den einsamen Pfaden im Steiger. Vielleicht nimmt man deshalb die Umgebung umso bewusster wahr; trommelnde Kraftspender, winkende Laubenpieper, stille Wegekreuzer.

Zur Rekordjagd taugt das Rennen nicht. Wer sich die Wege teilen, an Ampeln warten und Straßenbahnen die Vorfahrt gewähren muss, kann keine Bestzeit laufen. An Charme mangelt es ihm trotzdem nicht. Die flotte Stadtquerung bietet unzählige Ein- und Ausblicke. Es geht familiär zu, unaufgeregt – und sozial. So wird ein Teil der Einnahmen an einen Musikverein gespendet. Und mit der handgefertigten Ton-Medaille um den Hals darf sich jeder als Sieger fühlen. Auch die Irrläufer.