Steffen Ess über Zweifel an eine Rückkehr in die Normalität beim Thüringer Fußball.

Thüringens Regierungschef steht für Öffnung in der Corona-Frage, für Zuversicht auf eine baldige Rückkehr in das normale Leben. In Thüringens Fußball-Spitze hingegen regieren die Zweifel.

Der Beschluss, die Saison im Land auszusetzen, um sie ab Herbst dann zu Ende zu spielen, wird von der Skepsis diktiert. Nach dem Motto: Wer weiß, wann und ob ein regulärer Spielbetrieb möglich sein wird. Falsch muss der Verband mit seiner Vorsicht nicht liegen. Genauso wenig, wie er nicht automatisch damit richtig läge, einen Abbruch zu forcieren, nur in der Hoffnung, dass im September wieder alles beim Alten wäre.

Für beide Wege gibt es gute Argumente, womit der TFV mit seinen Befürwortern und Gegnern in der Wie-weiter-Frage nichts anderes als das Bild der Gesellschaft spiegelt. Kaum etwas spaltet gerade so sehr wie der Umgang mit Beschränkungen und Lockerungen im Zuge der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus. Hoffnung und Pessimismus gehen mitunter selbst in der kleinsten Zelle Hand in Hand.

Selbst die Bayern, bei denen die Fallzahl 15-mal so hoch ist wie in Thüringen, überlegen, für den Nachwuchsfußball eine andere Lösung zu finden – und ließen den TFV einen Tag nach seinem Festhalten am alten Beschluss in dieser Frage umschwenken.

Schwer zu begreifen, warum der Vorstand sich gegen einen Außerordentlichen Verbandstag sträubt, um das Echo der Mitglieder zu empfangen. Egal, wie eine Abstimmung auch ausfallen würde, die Verbandsspitze wüsste dann neben dem Vorstand in jedem Fall die Mehrheit der Vereine hinter sich.