Holger Zaumsegel über Europa League und Champions League ohne Zuschauer.

Die Fußball-Fans können aufatmen. Ab Mittwoch rollt der Ball in der Europa League und ab Freitag wieder in der Champions League. Die Zeit ohne Pflichtspiele ist passé, Leverkusen, Frankfurt und Wolfsburg sowie die Bayern und RB Leipzig in der Königsklasse halten die deutschen Fahnen hoch.

Die Vorfreude hält sich dennoch in Grenzen. Noch immer können viele den Spielen ohne Zuschauern nichts abgewinnen. Videotafeln mit Köpfen von Anhängern im Stadion sind kein Ersatz für die Fan-Lieder aus tausenden Kehlen oder dem kollektiven Jubel auf den Rängen. Emotionslos, klinisch kommt der Fußball in Corona-Zeiten daher und selbst ein Champions-League-Duell versprüht mitunter nicht mehr Charme als mancher Kick auf Kreisebene, auch wenn das spielerische Niveau ein anderes ist.

Uli Hoeneß, Bayerns graue Eminenz, sorgt sich schon über den Stellenwert eines möglichen Triples des Doublesiegers aus München. In die Geschichtsbücher würde ein Erfolg in der Königsklasse sicher eingehen, doch wäre die Freude durch den Fan-Ausschluss nicht ansatzweise die gleiche wie bei einer Erklimmung von Europas Fußball-Thron mit Zuschauern in den Arenen.

Ein fader Beigeschmack bleibt. Völlig Chancengleichheit wie bei einer „normalen“ Austragung besteht ohnehin nicht. Die Vorbereitungsmöglichkeiten sind andere, zudem müssen einige Clubs auf Stars, weil diese den Verein wechseln, verzichten – wie RB auf Timo Werner. Der diesjährige Europapokal ist ein Ersatz und besser als gar kein Fußball. Sein Wert ist allerdings begrenzter Natur.