Steffen Ess über den Verkauf von Namensrechten.

Für Nostalgie ist im Millionengeschäft Fußball kein Platz. Das lässt sich vielerorts in großen Lettern am Stadion ablesen. Neuerdings auch in Bremen.

Das Weserstadion, das sich wohlklingend in die norddeutsche Landschaft fügt, ist dieser Tage wieder als „Wohninvest Weserstadion“ in aller Munde. Und zwar in der Form, dass sich die Werder-Fans darüber aufregen, während der Klub den neuen Stadionamen verteidigt, weil damit die Schuldenlast durch den Bau gesenkt werden soll.

Die Positionen sind verständlich. Sowohl die der Vereinsspitzen, die den Namensverkauf mit wichtigen Sponsoreneinnahmen verbinden. Als auch die der Anhänger, die von einem Tabu-Bruch sprechen. Nur blieben sie in der Regel unerhört.

Tradition wird als unbezahlbar beschworen. Käuflich ist sie längst.

Im Ergebnis sind bizarre Namens-Konstrukte entstanden. Gegen die „Schauinsland-Reisen-Arena“ des MSV Duisburg etwa wirkte die „Easycredit-Arena“ vor zwei Jahren noch, als hätte der 1. FC Nürnberg einen Ratenkredit tilgen müssen. Der Spuk des „Rewirpower-Stadions“ des VfL Bochum ist zum Glück ebenfalls vorbei. Die Zeit von „Flyalarm-Arena“ (Würzburg), Sparda-Bank-Hessen-Stadion (Offenbach) oder „24nexx-Arena“ (Hamm) leider nicht.

Wie ein Spaß erschien das „Teddybären- und Plüsch-Stadion“ des SC Wiener Neustadt. Der österreichische Zweitligist hatte 2017 eine Tombola veranstaltet, um seine Finanzen aufzubessern. Für 500 Euro gab es ein Los. Ei­ne Spielwarenfirma gewann den Hauptpreis: die Namensrechte.

Das „Wohninvest Weserstadion“ fügt sich seit Juli ein in das Abbild sperriger Werbebotschaften. Möge das Stadion An der Alten Försterei wie das Berliner Olympiastadion lange so heißen.