Axel Lukacsek über das WM-Gold für Zehnkämpfer Niklas Kaul.

Superlative werden im Sport ja gerne zu Hilfe genommen, um eine sportliche Leistung richtig einzuordnen. Tatsächlich war die Goldmedaille des Zehnkämpfers Niklas Kaul eine Sensation, der sich sozusagen von einem auf den anderen Tag auf den internationalen Leichtathletik-Thron katapultierte.

Für die olympische Kernsportart, die hierzulande mehr denn je im praktisch aussichtslosen Kampf mit König Fußball um mediale Aufmerksamkeit und dauerhafte Wahrnehmung ringt, ist die überraschende Goldmedaille von Katar für den gerade einmal 21 Jahre alten Zehnkämpfer wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.

Dabei erinnert Kaul ja eher an die Zeichentrickfigur Popeye, die büchsenweise Spinat in sich hineinstopft und ungeahnte Kräfte mobilisiert. Fast wie bei Niklas Kaul. Mehr als ein Kilo Apfelbrei hat er an beiden Tagen während der zehn Disziplinen verdrückt – und die Konkurrenz kaltgestellt. Zehn Disziplinen bieten zehn Chancen zum Triumph. Aber auch zehn Möglichkeiten, kläglich zu scheitern. Genau das macht den Unterschied – und den Titelträger zum König der Athleten.

Doch aus dem Nichts ist diese Goldmedaille nicht gekommen. Vor zwei Jahren hatte er den 35 Jahre alten Jugend-Weltrekord von Torsten Voss pulverisiert. Niklas Kaul kann noch weit kommen. Wenn er bei dieser WM am ersten Tag nur den Schaden begrenzen wollte und dabei ungeahnt die Goldspur legte, dann zeigt das sein Potenzial. Gut möglich also, dass er irgendwann einmal sogar den deutschen Rekord aus dem Jahre 1984 brechen wird.

Dass wäre dann zwar angesichts des sensationellen WM-Triumphes von Katar nicht mehr überraschend, aber dafür auf jeden Fall historisch.