Marco Alles über eine Rückzugswelle im Landesfußball.

An der Spitze des deutschen Fußballs kommen sie vor Lachen nicht in den Schlaf. Da werden jährlich Umsatzrekorde verbucht, Ablösesummen im zweistelligen Millionenbereich als Schnäppchen bezeichnet, selbst Durchschnittsspieler fürstlich entlohnt und in Watte gepackt.

Weiter unten jedoch herrscht Katerstimmung. Das Fundament des weltgrößten Fußballverbandes bröckelt. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Amateurvereine erstmals unter die 25.000er-Marke gerutscht. Tendenz weiter fallend.

Thüringen bildet da keine Ausnahme. Im Gegenteil. Die Anzahl der Vereine, die nach der jetzt zu Ende gehenden Saison aus dem Spielbetrieb des Landes aussteigen, gleicht einer Kapitulation auf breiter Front. Der ZFC Meuselwitz II verlässt ebenso freiwillig die Verbandsliga wie sechs Landesklässler: SV Roschütz, Germania Ilmenau, SSV Schlotheim, FSV Kölleda, Sachsenbrunn/Crock, Sonneberg 51. Eintracht Sondershausen II wäre künftig auch gern eine Etage tiefer angetreten, zog seinen Antrag wegen eines fehlenden Platzes in der Kreisoberliga aber wieder zurück. Hinzu kommt Wismut Gera, das kein Interesse mehr an der Oberliga verspürt.

Die Gründe für die Rückzugsflut sind vielfältig: Hohe Fahrtkosten und immenser Zeitaufwand gehören dazu; sinkende Zuschauerzahlen sicher auch. Oder die schwindende Bereitschaft von Spielern, ihre knapp bemessene Freizeit für den Fußball zu opfern. Unterstützung erhalten die wenigen Enthusiasten in den kleinen Vereinen zu selten. Oftmals wird ihnen von Kommunen, Ämtern und Verbänden durch überbordende Bürokratie und ständig steigende Ausgaben das (Über)-Leben unnötig schwer gemacht.

Wird dem nicht bald Einhalt geboten, ist die traurige Entwicklung nicht aufzuhalten.