Marco Alles über Erfurts Probleme im Nachwuchs.

Als die Prüfung erfolgt und die Sterne weg waren, wollte es wieder einmal keiner gewesen sein. Schulterzucken und Schuldzuweisungen, wo man hinhörte. Dabei kann sich niemand aus der Verantwortung stehlen. Keiner der ehemaligen und keiner der heutigen Entscheidungsträger. Sie haben die sportliche Zukunft des FC Rot-Weiß Erfurt allesamt im Stich gelassen.

Teils aus Unwissenheit, teils aus Selbstüberschätzung; teils aus Ignoranz, teils aus gekränkter Eitelkeit — zusammen ergab dies eine fatale Mischung. Eine, die nur Verlierer hervorbringt: den Verein, die jungen Spieler, deren Trainer – und jene, denen die Talentförderung beim krisengeschüttelten Club tatsächlich am Herzen liegt.

Da gibt es die rührigen Nachwuchspaten, die in ihrer Freizeit Räumlichkeiten im maroden Trainingszentrum hergerichtet und Sponsoren besorgt haben. Oder den Fanrat, dessen Spendenaktion („reinballerNLZ“) nahezu 50.000 Euro eingebracht hat. Geld, das bisher nur zu einem Viertel abgerufen wurde. Ob aus Desinteresse oder wegen eines fehlenden Verwendungskonzeptes ist eigentlich egal. Beides wäre traurig.

Der Stillstand der letzten eineinhalb Jahre hat die Erfurter Nachwuchsarbeit weit zurückgeworfen. Jetzt steht der Verein wieder dort, wo er 2011 mit der ersten Zertifizierung begonnen hatte: ganz unten. Die Struktur muss neu aufgebaut, das Vertrauen wieder hergestellt werden.

Dabei wäre es für einen insolventen Club der logischste aller Schritte gewesen, konsequent auf selbst ausgebildete Talente zu setzen. Wenn die Kassen leer und die Ambitionen in der Regionalliga überschaubar sind, wenn die Anhänger nach Identifikationsfiguren lechzen – wann, wenn nicht dann, sollte der Weg mit Eigengewächsen eingeschlagen werden?

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