Hanno Müller über aus- und inländische Mediziner in Thüringen.

Thüringen braucht Ärzte. Vor allem in kleineren Kliniken auf den Land sorgt nicht zuletzt die Facharztquote für viele unbesetzte Stellen. Praxissitze verwaisen, weil Niedergelassene in den Ruhestand gehen und niemand da ist, der die Nachfolge antreten kann oder will.

Ausländische Ärzte wollen vielerorts einspringen, wurden aber in der Vergangenheit nicht selten durch endlose Wartezeiten auf die Zulassung und dafür nötige Prüfungen entmutigt.

Dass Thüringen diesen Stau mehr und mehr abbaut und in der Anerkennungsstatistik zu anderen Bundesländern aufschließt, ist eine gute Nachricht.

Ausländische Ärzte sind eine wichtige Stütze des Thüringer Gesundheitssystems. 1300 der 5300 Klinikärzten im Land haben ihre Wurzeln nicht in Deutschland, das ist jeder vierte Arzt. In manchen Häusern sind es auch mehr.

Je weniger die Patienten davon mitbekommen oder irgend einen Unterschied merken, desto besser. Dafür sind die strengen Überprüfungen sowohl der medizinischen als auch der Sprachkenntnisse unerlässlich. Was nützt der beste Arzt, wenn man sich nicht versteht.

Bewerbungen ausländischer Ärzte, Zahnärzte und Apotheker sind auch künftig willkommen. Sie allein lösen aber das Problem des Ärztemangels nicht, von der Frage, ob ein reiches Land wie Deutschland ärmeren Regionen die Mediziner abwerben sollte, mal ganz abgesehen.

Nur ein Drittel der hier Approbierten bleibt auch hier. Bei den fertigen Medizinstudenten an der Uni Jena ist es etwa die Hälfte. Thüringen sollte nicht länger Ärztelieferant für andere Bundesländern sein, sondern seine Ärzte im Land halten. Dafür braucht es mehr kluge Strategien für ländliche Regionen und weniger Bedenkenträgerei bei politischen Entscheidungen. Eine Landeskinderquote für die Zulassung zum Medizinstudium in Jena wäre so ein erster Schritt.