Martin Debes über die Thüringer Tierwohlstrategie

Es geht um Freiheit. Die Freiheit von Hunger, Durst und Schmerz. Die Freiheit von Verletzungen und Krankheiten, von Angst und Stress. Die Freiheit, so leben zu können, wie es der eigenen Art entspricht.

Diese Freiheiten, so hat es die Weltgesundheitsorganisation definiert, soll der Mensch allen Tieren garantieren, die sich in seiner Obhut befinden. Doch davon sind wir weit entfernt, zumindest bei den Nutztieren, deren Fleisch wir essen, deren Haut wir tragen, deren Milch wir trinken.

Nun also bekommt Thüringen eine Tierwohlstrategie, voller Empfehlungen, die sich wie Selbstverständlichkeiten anhören, aber keine sind. Rinder sollten nicht angebunden werden. Hühnerschnäbel sollten nicht beschnitten werden. Und alle Tiere sollen ausreichend Platz haben, zum Liegen, Schlafen, Fressen, ja: zum Leben.

Es sind, wie gesagt, nur Empfehlungen. Manches ist nur bundesgesetzlich zu regeln, anderes ließ sich bislang nicht gegen die Agrarunternehmen durchsetzen. Am Ende muss das ja alles irgendjemand bezahlen.

Trotzdem ist es gut, dass es die Strategie gibt, als Basis, um die Landwirte zu beraten und Fördermittel zu vergeben – und hoffentlich als Beginn einer echten Reform der Massentierhaltung.

Sowieso entscheiden am Ende wir, die Konsumenten. Wenn die Hühnerbrust luftdicht verpackt im Kühlregal liegt, die Schweinewurst auf dem Grill brutzelt oder die Roulade im Ofen: Wie viel Geld sind wir bereit, dafür zu zahlen?

Und müssen wir überhaupt so viel Fleisch, Eier und Milch essen, oder Produkte, die daraus gefertigt sind?

Ist weniger nicht mehr, auch für unsere Gesundheit?

„Tiere werden als Lebewesen und Mitgeschöpfe geachtet“, steht in der Landesverfassung. Dieser Grundsatz gilt für Bauern, Politiker – und uns alle.

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