Elena Rauch über Gewalt im eigenen Zuhause.

Homeoffice, geschlossene Schulen und Kitas: Die ungewohnte Situation kann selbst für glückliche Familien zu einer Herausforderung werden. Der Nachwuchs muss beschäftigt und bei Laune gehalten werden, die Lernzeit braucht manchmal überzeugende Motivation, die tägliche Nähe kennt man sonst nur aus der überschaubaren Urlaubszeit.

Um wie viel schwieriger es in Familien zugeht, in denen Streit, barsche Worte und Schläge zum Alltag gehören, mag man sich nicht vorstellen. Allein im vergangenen Jahr haben mehr als 320 Frauen mit ihren Kindern vor gewalttätigen Partnern Zuflucht in einem Frauenhaus suchen müssen. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Die Dunkelziffer von Frauen, denen das eigene Zuhause keinen Schutzort bietet, ist um vieles höher. Spannungen auf engem Raum und Frust wird bei so manchem Schläger die Hemmschwelle noch weiter absenken, befürchten Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser, sie kennen diese Effekte allein aus den Weihnachtstagen.

Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die unsere Gesundheit schützen sollen, werden für diese Frauen zu einer besonderen Gefahr.

Die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser werden nicht müde zu betonen: Die Beratungsstellen sind besetzt, die Polizei greift auch ein. Sofern die Frauen anrufen, oder Anzeige erstatten.

Und das ist derzeit offensichtlich das große Problem. Die Ermunterung aus der Ferne wird nicht reichen, sofern sie die Betroffenen überhaupt erreicht. Deshalb sind in dieser Zeit besonders Nachbarn gefragt, Freunde oder Angehörige, die um die Problemlagen wissen. Einmal mehr anrufen, nachfragen, wenn nötig, selber die Beratungsstellen alarmieren.

Wir müssen aufeinander aufpassen in dieser Zeit. Das gilt auch für die Frauen und ihre Kinder, die sich nicht selbst helfen können.