Martin Debes über bremsende Bürokraten in der Pandemie.

Seit fast zwei Wochen haben Gaststätten und Kneipen wieder geschlossen, Hotels dürfen keine Touristen übernachten lassen. Auch wenn den Unternehmen 75 Prozent ihres Umsatzes schnell und unbürokratisch ersetzt werden sollen, so zeigen doch die Erfahrungen aus dem Frühjahr, dass daran Zweifel angebracht sind.

So oder so stellt sich für viele Gastronomen die Existenzfrage. Umso wichtiger ist es, dass sie eine Perspektive erhalten. Flacht sich die Infektionskurve ab, sollten zumindest die Restaurants und Hotels unter Auflagen wieder vollständig öffnen dürfen.

Eine dieser Auflagen ist, dass sich die Gäste registrieren, damit das Gesundheitsamt im Bedarfsfall Infektionsketten nachvollziehen kann. Allerdings funktioniert diese Prozedur vielerorts noch wie im 20. Jahrhundert: Die Kunden müssen ihre Daten auf Zetteln hinterlassen, von denen man nicht weiß, wo sie am Ende landen.

Dabei gibt es längst digitale Alternativen, die auf verschlüsselten Daten und transparenten Informationswegen basieren. Sie sind nicht nur einfacher und verlässlicher, sondern auch deutlich schneller.

Umso unverständlicher ist es, dass das Gesundheitsministerium an dieser Stelle bremst. Falls es datenschutzrechtliche Bedenken gibt, sollte sie der zuständige Beauftragte des Landes vorbringen. Doch der wurde, Überraschung, bislang nicht eingebunden.

Ja, die Pandemie setzt alle Beteiligten unter enormen Druck; man sollte daher mit vorschnellen Urteilen vorsichtig sein. Dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass in Thüringen noch zu oft Dienst nach Vorschrift verrichtet wird. Statt Innovation dominiert Bürokratie.

Da werden Luftfilteranlagen in Schulen nicht gefördert, obwohl dies andere Länder ganz selbstverständlich tun. Da fühlen sich Menschen in einer kafkaesken Erzählung gefangen, wenn sie sich nach einem Corona-Kontakt testen lassen wollen. Und da bremst das für Gesundheit zuständige Ministerium eine anderswo längst gängige digitale Gästeerfassung aus.

Das kann Thüringen besser.