TA-Chefredakteur Jan Hollitzer über die neuesten Umfragewerte in Thüringen.

Krisenzeiten sind Regierungszeiten. Die Minister von Linke, SPD und Grüne stehen im Mittelpunkt, verantworten Verordnungen und versuchen, Thüringen möglichst unbeschadet in eine Zeit nach Corona zu manövrieren. Den Oppositionsparteien im Landtag bleibt nur die Beobachterrolle, wenn die Exekutive in Gestalt der Landesregierung am Drücker ist. So viel zur Theorie.

Zwar hätte das rot-rot-grüne Bündnis derzeit eine Mehrheit von 49 Prozent, aber so richtig konnte es in Bezug auf die Wählergunst bislang nicht von der Krise profitieren.

Die eingangs zitierte politische Weisheit mag also nicht so einfach auf die Corona-Krise zutreffen.

Die Linke verliert im Vergleich zum im März gemessenen Höchstwert, während die Oppositionspartei CDU zulegt. Man könnte jetzt zwar behaupten, die CDU gehöre durch den Stabilitätsmechanismus ja eigentlich auch zur Regierung. Formell tut sie es aber nicht.

Und man darf es sich mit dem Blick auf die Exekutive nicht zu einfach machen. Denn diese repräsentieren nicht nur die Landesregierung sondern ebenso Bürgermeister oder Landräte. Und diese sind in Thüringen nicht untätig geblieben, waren oft zum Leidwesen der Landesregierung sogar schneller im Verordnen oder Lockern. So haben wir es etwa in Nordhausen, Jena, Weimar oder im Landkreis Greiz erlebt. Es ist also komplex. Es gibt momentan weitaus mehr Krisenmanager als den Ministerpräsidenten oder seine Minister.

Doch selbst wenn dieser Tage mit 2900 Menschen nur rund 0,14 Prozent der Thüringer an sogenannten „Hygiene-Demos“ teilgenommen haben, mehren sich Fragen nach der Verhältnismäßigkeit von erlebten Grundrechtseinschränkungen. Auch der Missmut wegen fehlender einheitlicher Konzepte für den Schulbetrieb steigt.

Aber: Die meisten Thüringer erkennen die Notwendigkeit der Maßnahmen an. Das sagen die Zahlen. Zweifel hin oder her.