Martin Debes über eine Frauenquote in der CDU.

Es gibt sie also doch, die Weisheit des Alters. 75 Jahre musste die CDU werden, um zu lernen: Gleichberechtigung passiert nicht von selbst. Sie muss durchgesetzt werden.

In knapp fünf Jahren sollen die Parteigremien ungefähr so aussehen wie der Rest der Bevölkerung - und mindestens zur Hälfte weiblich sein. Dies zumindest ist der Plan der Satzungskommission, den die Partei jetzt ein halbes Jahr hin- und her wenden kann.

Natürlich, so nötig die Quote ist, so grob und unelegant wirkt sie auch. Zudem dürfte sie auf der Kreisebene, wo es nur um Ehrenämter geht, oft genug mit der Wirklichkeit kollidieren. Denn wo keine Frauen kandidieren, können sie auch nicht gewählt werden.

Dennoch ist die Richtung, in welche die CDU endlich geht, die einzig richtige. Die Erfahrungen von Sozialdemokraten, Grünen oder Linken zeigen, dass die Quotierung in Vorständen funktioniert und mit dafür sorgt, dass auch die Basis weiblicher wird.

Wenn der Thüringer CDU-Fraktionschef Mario Voigt von „starken Frauen“ redet, die man mit der Quote „nicht kleiner machen“ dürfe, dann ist das nur der alte, ölige Paternalismus des vorigen Jahrtausends in neuem Gewand. Und er klingt wie Hohn angesichts der zwei Frauen, die in der Fraktion ihm und 18 anderen Männern gegenüberstehen.

Falls es die Landes-CDU wirklich ernst mit der Gleichberechtigung meint, dann darf sie im kommenden Jahr nicht wieder nur die ersten Plätze der Liste für die Landtagswahl paritätisch besetzen. Sondern sie muss endlich auch dafür sorgen, dass Frauen bei den Nominierungsversammlungen in den Wahlkreisen eine echte Chance erhalten.

Am Ende ist eine Quotierung, die eine Partei aus freiem Willen und Einsicht beschließt, der klügere Weg als das neue, von Rot-Rot-Grün 2019 verabschiedete Paritätsgesetz, das gemischte Listen vorschreibt. Und, ganz unabhängig davon, was das Thüringer Verfassungsgericht dazu in der kommenden Woche entscheiden mag: Sie ist auch demokratischer.

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