Hanno Müller über eine bisher nicht greifbare Gefahr.

An Mückenstichen stirbt man gewöhnlich nicht. Die Plagegeister nerven, sind lästig, können einem den Sommerabend auf Balkon, Terrasse oder vor dem Zelt verleiden. Mit dem richtigen Mittelchen hält man sie jedoch auf Distanz. Kommt doch mal eine durch, tut’s meistens ein Stift gegen das Jucken.

Und doch ist sie verständlich, die Angst vor dem einen bedrohlichen Stich, der vielleicht alles verändert. Weil er vielleicht eine dieser vielen unaussprechlichen Krankheiten mit sich bringt, die von irgendwoher auf der Welt eingeschleppt werden, – und die man dann vielleicht nie wieder los wird. Oder noch schlimmer. Etwas droht real zu werden, was lange ganz weit weg war und nur die anderen in der Ferne betraf. Dass man die Gefahr nicht wirklich greifen kann, macht es nicht besser.

Eingewanderte Arten sind ein Preis der Globalisierung. Sie gelangen mit Flugzeugen, in Touristengepäckstücken oder Pflanzen und in Reifenprofilen in unsere Breiten. Bisher hatten Exoten wenig Chancen, die kälteren Jahreszeiten zu überstehen. Der Klimawandel erleichtert es ihnen, zu überwintern.

Aufhalten oder umkehren lässt sich die Entwicklung absehbar nicht. Gestochen werden und sich was einfangen, kann man aber auch im Ausland – was auch passiert. Fälle von eingeschleppten Dengue- oder Chikungunya-Viren häufen sich. Da lauert eines der Übel: Oft reicht es schon, wenn nur ein Infizierter gestochen wird, um eine Krankheit in einer ganzen Region zu verbreiten.

Dass es bisher bei Schreckensszenarien blieb, darf nicht über die reale Gefahr hinwegtäuschen. Deshalb müssen Tigermücke & Co. bekämpft werden, bevor sie sich gänzlich häuslich bei uns einrichten. Glaubt man den Experten, dann ist es dafür noch nicht zu spät. Gegen den einen Stich kann jeder selbst etwas tun.

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