Martin Debes über den Niedergang der Thüringer CDU.

Die Partei, die Thüringen fast ein Vierteljahrhundert regierte, hat schon einige chaotische, selbstzerstörerische Phasen erlebt. Doch noch nie wirkte die CDU so existenziell bedroht wie jetzt.

Wer versucht, die Ursachen des Niedergangs zu analysieren, gelangt zu drei Erkenntnissen. Erstens findet das Schrumpfen der alten Volksparteien in Thüringen beschleunigt statt, weil nur hier eine besonders starke Linke auf eine besonders extreme AfD trifft. Vor allem die Union wird zusehends in diesem sich zuspitzenden Zweikampf zerrieben.

Zweitens hat die Führung der Bundespartei den Landesverband in dieser Situation förmlich eingesperrt. Wer mit guten Gründen jede Zusammenarbeit mit der AfD ablehnt, kann nicht gleichzeitig den Abgrenzungsbeschluss gegenüber der Linken zum Dogma erklären. Mit irgendjemand muss schließlich die Union in Thüringen noch konstruktiv umgehen dürfen, und sei es aus der Opposition heraus.

Drittens aber, und das ist der zentrale Grund, wurde die Krise selbst gemacht. Es begann 2009, als der schwer verunfallte und danach gerichtlich verurteilte Dieter Althaus und seine Partei nicht voneinander lassen konnten.

Die krachende Niederlage mündete gerade noch so in die CDU-SPD-Regierung unter Christine Lieberknecht, die unglücklich endete, weil die Ministerpräsidentin eine unnötige Kette von Personalaffären verursachte – und weil ihr Fraktionschef Mike Mohring unablässig gegen sie arbeitete.

Der Gang in die Opposition, der mit eins, zwei Prozentpunkten bei der Landtagswahl vermieden worden wäre, markierte den Anfang vom Ende. Es half nichts, dass Mohring, der nun zum Parteichef aufsteigen konnte, alles dem Ziel unterordnete, Ministerpräsident zu werden: Weil er selten gestaltete und zu oft taktierte, fand er nie aus der Defensive heraus.

Mike Mohring wollte sich stets alle Optionen offenhalten. Doch genau dies führte ihn die Sackgasse – und die Partei mit ihm. Seine Nachfolger, wer immer sie sein mögen, werden es sehr schwer haben.