Martin Debes zur Neuwahl der SPD-Bundesspitze.

Wäre die SPD eine Fernsehserie, wäre sie zumindest unterhaltsam. Das Genre: Tragikomödie am Vorabend.

Gerade hat sich die Bundespartei zwei Vorsitzende erwählt, um einen gewissen Olaf Scholz loszuwerden und ein Ende der Berliner Agonie herbeizuführen. Dumm nur, dass diese Vorsitzenden jetzt Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken heißen. Aber hey, was soll’s, immerhin lassen sich die beiden intern prima dissen.

Dazu passend hat die Thüringer Landespartei einen Kandidaten für den Bundesvorstand aufgestellt, an dessen Erfolgsaussichten sie selbst nicht glaubt. Und dies nur, weil ein Mann, der außer Regierungschef fast alles mal war, was an Ämtern in der Politik zu vergeben ist, nicht loslassen kann.

Christoph Matschie muss, so geht wohl die Logik, im Spiel bleiben, wenn er sich mittelfristig im Bundestag halten will. Also trat der Ex-Landesparteichef, Ex-Vizeministerpräsident und Ex-Bundesstaatssekretär einfach wieder an, als es um die Thüringer Nominierung für den Bundesvorstand ging – gegen die Bundestagskollegin Elisabeth Kaiser, die als junge Frau deutlich bessere Chancen für die Bundesspitze besessen hätte.

Matschie gewann knapp im Landesvorstand, um nun wahrscheinlich auf dem Bundesparteitag zu verlieren. Aber hey, was soll’s, er probiert es. Übrigens, weil es eine Komödie ist: Innenminister Georg Maier, der sich notorisch unterbewertet fühlt, hatte sich auch beworben und landete auf Platz drei. Danach verließ er Türe schlagend die Landesvorstandssitzung.

Lachen vom Band.

Dabei ist das alles gar nicht lustig. Die Tragik der SPD könnte zur Tragik des Landes werden. Zumal: Noch ist die Partei eine verdienstvolle und – außerhalb der ostdeutschen Diaspora – große Organisation, in der viele gute und neue Leute gute und neue Ideen haben.

Die SPD müsste es bloß endlich schaffen, diese Leute konsequent nach vorne zu stellen. Denn irgendwann, das gilt im Fernsehen wie ihm Leben, schalten die Menschen einfach ab.

Matschie droht Rauswurf aus SPD-Bundesvorstand