Ingo Glase über das anhaltende Wirrwarr im Corona-Kampf.

Öffentlicher Streit, Ratlosigkeit, Mutlosigkeit sowie zweifelhafte Maßnahmen, die mehr Verwirrung hervorrufen als Verständnis – das womöglich letzte Kapitel der aktuellen Corona-Krise wird wohl das verrückteste. Und leider auch das traurigste.

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Denn offenbar ist nicht nur das Volk müde und erschöpft, sondern auch die Politik. Es fehlt nicht nur am millionenfach angekündigten Impfstoff, sondern auch an Ideen, an Perspektiven. Viele Regelungen, etwa die zu den Bau- und Gartenmärkten, die gleichzeitig offen und geschlossen waren, zeigten, wie alltagsfremd einige Entscheidungen waren – und offenbar auch die, die sie getroffen hatten.

Dazu kamen das Durcheinander bei den Länderkonzepten und der fehlende Pragmatismus, das ständige Zögern und Zaudern. Statt schnell wollte man gründlich sein – aber keiner traut sich, niemand will es dann gewesen sein. Ausgerechnet Boris Johnson hat gezeigt, wie man vorankommen kann: einfach mal machen.

Dabei sollte alles besser werden: Neben dem Impfstoff, um das Virus zu bekämpfen, wurden zwei Handy-Programme entwickelt, um ihm den Weg abzuschneiden. Doch die staatliche Corona-App versank nach dem gefeierten Start mit Pannen und Fehlern im Dornröschenschlaf, weil sich niemand die Finger verbrennen wollte.

Die bessere Kontaktverfolgung brachte die privat entwickelte Luca-App mit. Aber während sie anderswo schon am Start ist, wird sie in Thüringen zerredet. Erst gab der Landesdatenschützer grünes Licht, nun warnt er davor. Andere zaudern. Auch diese Chance wird verspielt. Dabei wurde Luca bereits im Oktober dem Ministerpräsidenten und der Gesundheitsministerin vorgestellt. Thüringen hätte also an der Spitze stehen können. Doch da steht es derzeit leider nur bei den Inzidenzwerten.