Gerald Müller über Oberhof im Zwiespalt.

Sechs Grad betrugen die Höchsttemperaturen am Sonntag in Oberhof. Flocken sind nicht gefallen und wohl auch noch nicht erwünscht.

Rund um den Biathlon-Weltcup ist das anders, Schnee oder zumindest niedrige Temperaturen für die künstliche Produktion werden da herbeigesehnt. Im Januar erfüllten sich diese Wünsche nicht, das kostbare Weiß musste sogar mit Lkw aus Gelsenkirchen geholt werden, was für viel Kritik gesorgt hat.

Mittlerweile sind die Voraussetzungen in Oberhof andere, 12.000 Kubikmeter Schnee stehen durch die Lagerung in der Skihalle und am Kanzlersgrund aktuell zur Verfügung, ein neues Depot an der Strecke kann bald genutzt werden - eine von mehreren Investitionen, die durch den Zuschlag für die WM 2023 möglich wurden.

Diese Vergabe ist für die Region ein Segen und verpflichtet zugleich. Insofern ist es auch verständlich, dass die Organisatoren auf Anfrage des Weltverbandes den Doppel-Weltcup austragen und nicht dem Konkurrenten Ruhpolding das weite Feld überlassen.

Allerdings ist diese Entscheidung gerade in Zeiten der Corona-Pandemie auch eine risikoreiche. Noch nicht geklärt sind beispielsweise die finanziellen Lasten, die mögliche Zuschauerzahl, die notwendigen Hotelkapazitäten, die Größe der Helferschar. Und könnten Bilder vom sportlichen Geschehen auf einer tristen Baustelle nicht auch weit über Thüringens Grenzen hinaus eine Anti-Werbung für Oberhof bedeuten? Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Es ist deshalb sehr zu hoffen, dass für die Doppel-Veranstaltung in und um Oberhof gemeinsam gekämpft wird. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall, doch erfreulicherweise ist mehr denn je ein Thüringer Miteinander zu spüren. Dass der Weltcup gelingt, ist gerade mit einem unberechenbaren Virus als Begleiter jedenfalls keine Selbstverständlichkeit. Bis zum ersten Startschuss und dem letzten Zieleinlauf sind viele Probleme zu meistern. Dass das Bangen um ausreichend Schnee dieses Mal wegfällt, ist dabei sicherlich schon hilfreich.