Kai Mudra zur Bilanz der Landeseinsatzzentrale der Polizei.

Der Aufschrei war riesig, als die Polizei plante, Notrufe gebündelt entgegenzunehmen. Nicht mehr an sieben Orten in Thüringen, sondern zentral in Erfurt sollten die Telefone klingeln, wenn die 110 gewählt wird.

Seit 2014 ist die Landeseinsatzzentrale in Betrieb. Es gab Anlaufschwierigkeiten, Kompetenzstreitigkeiten, technische Hürden mussten genommen und das Personal für die Zwölf-Stunden-Schichten gewonnen und ausgebildet werden.

Die Arbeit im ehemaligen Kinosaal auf dem Gelände der Landespolizeidirektion in Erfurt ist knüppelhart. Jeder Anruf kann die Beamtinnen und Beamten an den 14 Arbeitsplätzen psychisch brutal fordern. Wenn sie das Gespräch entgegennehmen, wissen sie nicht: Wird ein vermeintlich einfacher Diebstahl gemeldet oder ein Verkehrsunfall mit einem verunglückten Kind oder gar eine Schießerei mit Toten?

Sie müssen auf alles reagieren, in Bruchteilen von Sekunden teils lebensrettende Entscheidungen treffen, Kollegen, vielleicht den Rettungsdienst, die Kripo oder das SEK alarmieren.

Da spielt es keine Rolle, ob der Anruf aus Erfurt, Gera, Sonneberg oder Altenburg kommt. Eine Datenbank und Software unterstützen die Beamten bei ihren Entscheidungen, zeigen ihnen Karten und vielleicht Bilder der Örtlichkeiten, blenden Telefonnummern wichtiger Ansprechpartner ein und enthalten beispielsweise bei Industrieanlagen oder Laboren auch Warnungen vor Gefahren.

208.838 Mal gingen im Vorjahr Notrufe unter der 110 in der Landeseinsatzzentrale ein und wurden bearbeitet. 106.000 Mal lösten die Disponenten Polizeieinsätze aus und behielten diese von ihren Arbeitsplätzen aus auch im Blick. Bei Naturkatastrophen, zu Silvester oder an Christi Himmelfahrt erreicht derzeit das Notrufsystem seine Grenzen. Aber es funktioniert.

Damit kann die Landeseinsatzzentrale der Polizei auch als Vorbild für die Rettungsleitstellen dienen. Heutzutage ist es ohne Probleme möglich, zentralisiert Notärzte und Rettungssanitäter zu leiten.

Bilanz der Landeseinsatzzentrale: Himmelfahrt ist die härteste Schicht am Polizeinotruf